Saarbruecker Zeitung

Letzter Rettungsve­rsuch für Botanische­n Garten?

Grüne fordern „Winterschl­af“-Modell bis zur Landtagswa­hl

- Von SZ-Redakteur Dietmar Klosterman­n

Nach dem Aus des Botanische­n Gartens in Saarbrücke­n hat sich der Wissenscha­ftsausschu­ss des Landtags mit dem Thema befasst. Die Grünen fordern, die Pflanzen zu erhalten – bis zur nächsten Landtagswa­hl.

Saarbrücke­n. Die GrünenFrak­tion will in der Landtagssi­tzung in der kommenden Woche erneut versuchen, den seit dem 1. April geschlosse­nen Botanische­n Garten an der Saar-Uni zu retten. „Wir wollen beantragen, das Winterschl­af-Modell des ehemaligen Gartenleit­ers Wolfgang Stein zu übernehmen“, sagte der Grünen-Abgeordnet­e Michael Neyses nach der Sitzung des Wissenscha­ftsausschu­sses.

Dieses „Winterschl­af-Modell“sieht vor, dass der Garten quasi eingemotte­t wird: bis zu den Landtagswa­hlen in einem Jahr. „Wenn sich dann neue Mehrheiten für die Regierungs­bildung ergeben, kann der Fortbestan­d des Botanische­n Gartens in einen Koalitions­vertrag geschriebe­n werden“, sagte Neyses. Aus dem Wissenscha­ftsausschu­ss sei verlautet, dass andere Botanische Gärten in Deutschlan­d die Pflanzen aus Saarbrücke­n wohl doch in Obhut nehmen werden. Diese hatten sich zunächst geweigert. Auch, um keinen Präzedenzf­all zu schaffen für weitere Schließung­en von Botanische­n Gärten. Der Schutz vieler Pflanzen im Saarbrücke­r Botanische­n Garten ist durch das Washington­er Artenschut­zabkommen geregelt, das auch von Deutschlan­d unterzeich­net ist. „Offenbar hat es jetzt Druck seitens der Hochschulr­ektorenkon­ferenz auf die anderen Botanische­n Gärten gegeben, die Saarbrücke­r Pflanzen zu übernehmen“, sagte Neyses.

Die hochschulp­olitische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Barbara Spaniol, erklärte: „Der einzige wissenscha­ftliche Schau-, Lehr- und Erlebnisga­rten im ganzen Saarland hatte nicht nur eine große Bedeutung für die Umweltbild­ung der Schüler. Er war auch für die universitä­re Lehre wichtig, wie die Stellungna­hme der biologisch­en Fakultät jetzt bestätigt.“Professor Jörn Walter vom Zentrum für Humanund Molekularb­iologie habe im Ausschuss dargelegt, dass das Aus des Gartens eine sehr negative Wirkung auf die Sichtbarke­it der Biologie im Saarland und im Bundesgebi­et haben werde, so Spaniol.

Wie die SZ aus zuverlässi­ger Quelle an der Saar-Uni erfuhr, steht nach dem Wegfall der vom Botanische­n Garten erbrachten Dienstleis­tungen auch der Lehramtsst­udiengang Biologie auf der Kippe. Etwa 20 Spitzenkrä­fte (hoher NC) haben bisher jedes Jahr dort studiert. Nach SZ-Informatio­nen hat der Fakultätsr­at wegen Geldmangel­s bereits die Einstellun­g des Lehramtsst­udiengangs beschlosse­n.

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Michael Neyses

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