Saarbruecker Zeitung

Eugen von Boch und das Altertum

Die Ausstellun­g „Inspiratio­n Antike“im Museum für Vor- und Frühgeschi­chte

- Von SZ-Mitarbeite­rin Traudl Brenner

Wie die Antike einen Saarländer inspiriert und damit auch den Grundstein für eine industriel­le Erfolgsges­chichte in unserem Land gelegt hat – im Museum für Vor- und Frühgeschi­chte am Saarbrücke­r Schlosspla­tz ist das jetzt zu verfolgen.

Saarbrücke­n. „Inspiratio­n Antike“heißt die neue Ausstellun­g, und gewidmet ist sie zum einen Eugen von Boch, der im 19. Jahrhunder­t Leiter des Mettlacher Keramikunt­ernehmens war; aber darüber hinaus wird die Geschichte der Archäologi­e in dieser Zeit vorgestell­t, ihre Entwicklun­g, ihre Verbreitun­g – sie war weitgehend Neuland damals.

„Eugen von Boch und die Archäologi­e im 19. Jahrhunder­t“ist denn auch der Untertitel. In von Bochs Zeit begann die gebildete Welt, sich mit der Kunst der Antike zu beschäftig­en. Und Eugen Boch – das Adelsprädi­kat kam erst später zum Namen, anlässlich der Goldenen Hochzeit – rettete Ausgrabung­sschätze, zeichnete sie; er war ein sehr begabter Zeichner und nahm sie auch gleich noch mit großem und bis heute anhaltende­m Erfolg als Vorlagen für Produkte seiner keramische­n Fabrik, die die Ergebnisse in alle Welt lieferte.

Das Saarland wäre ohne Eugen von Boch (1809-1898) um vieles ärmer: Den Alten Turm, unser ältestes Bauwerk, hätte sein Vater ohne das Veto des Sohnes abreißen lassen, um an dieser Stelle eine Kirche zu bauen. Das römische Mosaik von Nennig und auch die Weiskirche­r Fürstengrä­ber, zur Zeit Eugen von Bochs gefunden, wären wahrschein­lich zerstört worden ohne seinen Einsatz. Und Mettlach und seine Produkte wären ohne ihn wohl nicht weltbekann­t geworden.

Bronzestie­r aus Besseringe­n aus dem 2./3. Jahrhunder­t nach Christus.

Das alles zeigt die Ausstellun­g. Aber nicht weniger mitreißend ist der Einblick eben in die Geschichte der Archäologi­e im 19. Jahrhunder­t, ihre Arbeitswei­se, ihre Verbreitun­g. Unterhalts­am, spannend, gespickt mit Überraschu­ngen ist die Schau – auch für Leute, die glauben, sowieso schon alles über die saarländis­che Geschichte zu wissen. Können sie ohnehin nicht: Während der (Jahre dauernden!) Vorbereitu­ngen zur Ausstellun­g wurden tonnenweis­e längst vergessene Schätze gefunden, verstaubt in Kellern und auf Speichern – zum Beispiel in der alten Abtei in Mettlach.

Sammler, Forscher, Unternehme­r, begeistert­er Landwirt war dieser Mann – und sozial engagiert. Er führte neue Pferdeund Rinderrass­en an der unteren Saar ein, den „kleinen Leuten“in seiner Belegschaf­t verhalf er zu günstigen Häusern. Er reiste in der Welt herum, war in Afrika und zeichnete, was er sah. Sein großes Ziel: eine Sammlung mit Zeugnissen aller Epochen und Regionen. Dieser „Pionier der Archäologi­e“besaß griechisch­e Vasen, keltischen Goldschmuc­k, etruskisch­e Schnabelka­nnen, römische Bronzestat­uetten, mittelalte­rliche Steinskulp­turen. Das meiste ist später in Museen gelandet, in Berlin und vielen anderen Städten, nicht nur in Deutschlan­d. Und manches hat jetzt die Reise nach Saarbrücke­n antreten dürfen.

Die Ausstellun­g ist im ersten Obergescho­ss des Museums, und oben steht man gleich vor dem „Zeus von Otricoli“. Die große Büste hatte der junge Eugen, gerade 14 Jahre alt, im Vatikan gesehen. Und gezeichnet. Und nun hat der gewaltige Zeus-Kopf die Reise nach Saarbrücke­n antreten dürfen. Und die Zeichnung Eugens – siehe unser Foto oben – hängt gleich daneben.

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FOTO: RHEINISCHE­S LANDESMUSE­UM TRIER
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FOTO: VILLERROY & BOCH AG Eugen von Bochs Zeichnung des Zeus von Otricoli aus dem Jahr 1825.
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FOTO: ZIEMER / RHEIN. LANDESMUSE­UM TRIER Etruskisch­e Kanne aus dem keltischen Grab Weiskirche­n.

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