Der schmale Grat zwischen Faszination und Kritiklosigkeit
Ein Hells Angel – Unter Brüdern, Mittwoch, 22.15 Uhr, Arte: Es beginnt mit einem Todesfall: Gerade an dem Tag, an dem sich der Filmemacher Marcel Wehn erstmals mit Lutz Schelhorn, dem Präsidenten der Hells Angels in Stuttgart, treffen wollte, verstarb unerwartet dessen Bruder. So sind die ersten Bilder in Wehns Dokumentarfilm von einer düster-feierlichen Stimmung geprägt. Nach und nach lernt der Zuschauer den Motorradrocker Schelhorn und dessen Umfeld dann besser kennen. In Interviews erzählt er von seiner Faszination für Motorräder und Freiheit. Schelhorn, der sein Geld als Fotograf verdient und sich in seiner Heimat Stuttgart auch sozial engagiert, präsentiert sich in den Interviews als geradliniger Typ. Ebenso wie viele andere Mitglieder der Hells Angels, die im Film auftauchen, steht er auch für eine bestimmte Form von Männlichkeit. „Ehrlichkeit“und „Familie“sind Werte, die oft beschworen werden. Allerdings verbinden viele Menschen die Rockerszene mit Kriminalität und Gewalt. Schelhorn spricht sich vehement gegen diese Darstellungsweise aus. Regisseur Wehn stellt zwar einige eher kritische Fragen und lässt auch Vertreter der Polizei zu Wort kommen. Doch sein Film, der freilich explizit kein allgemeingültiges Bild der Hells Angels vermitteln will, wirkt zuweilen doch sehr wie eine Plattform für seine Hauptfigur.