Keßler muss aufgeben
Frühere Saarbrückerin beendet ihre Karriere – Leistungssport nicht mehr möglich
Karriere-Ende mit 28 Jahren: Die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler gibt den Kampf um eine Rückkehr auf den Platz auf – nach elf Operationen an ihrem linken Knie ist kein Leistungssport mehr möglich.
Wolfsburg. Nadine Keßlers Kampf war vergeblich. Nach einer langen Leidenszeit muss die Weltfußballerin von 2014 wegen anhaltender Knieprobleme ihre Karriere schweren Herzens beenden. „Auch wenn es eine lange Leidenszeit war und ist, trifft mich das definitive Ende schwer“, sagte die 28Jährige gestern. Das schon lange lädierte linke Knie ließ die Mittelfeldspielerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere im Stich. Nach elf Operationen, die letzte im vergangenen März, und unzähligen Stunden in der Reha musste Keßler sich eingestehen, dass sie nie wieder hochklassig Fußball spielen kann. Sie sagte: „Ich habe alles versucht. Ich bin ein Allesoder-nichts-Typ und es ist so, dass das Knie Leistungssport nicht mehr aushält.“
Das letzte Mal stand Keßler kurz nach ihrer Kür zu Europas Fußballerin des Jahres als Spielführerin des VfL Wolfsburg am 21. September 2014 bei einem Kurzeinsatz beim 3:0Sieg bei Bayer Leverkusen auf dem Platz. Als sie im Januar 2015 zur besten Fußballerin der Welt gekürt wurde, war sie schon monatelang außer Gefecht. „Ich hatte selbst Schmerzen beim Gehen. Es war sehr belastend, dass dich so eine Verletzung auch im alltäglichen Leben so beeinträchtigt“, sagte Keßler, die nun darauf hofft, „im Alltag wieder beschwerdefrei zu sein“. Am Dienstag, als die deutsche Frauen-Nationalmannschaft mit dem 2:0-Sieg gegen Kroatien das Ticket für die Europameisterschaft 2017 löste, saß die Europameisterin von 2013 „fix und fertig“vor dem Fernseher, „weil ich da für mich meine Entscheidung getroffen und auch die Bundestrainerin informiert habe“, sagte die 29-malige Nationalspielerin: „Das war schon sehr bewegend.“
Bundestrainerin Silvia Neid, die im Vorjahr die Rücktritte der Leistungsträgerinnen Celia Sasic und Nadine Angerer verkraften musste, sprach von einem „großen Verlust“für den deutschen Frauenfußball: „Nadine hat herausragende fußballerische Qualitäten, ist eine beeindruckende Persönlichkeit – ein Vorbild auf und neben dem Platz.“In ihrer Laufbahn, die beim 1. FC Saarbrücken begonnen hatte (2004 bis 2009), hat die Pfälzerin eine stattliche Anzahl an Trophäen gewonnen. Seit dem Wechsel zum VfL Wolfsburg 2011 reifte sie nach überstandenen schweren Knieproblemen zur „absoluten Führungsspielerin“(VfL-Trainer Ralf Kellermann). Als Spielführerin führte Keßler den VfL zu zwei Triumphen in der Champions League und der deutschen Meisterschaft sowie im Triple-Jahr 2013 auch zum Sieg im DFB-Pokal. Mit Turbine Potsdam hatte sie 2010 ebenfalls die Champions League und zwei Meister-Titel (2010, 2011) gewonnen.
Keßler wird am VfL-Campus ihr Master-Studium im „General Management“mit dem Schwerpunkt Sportbusiness vorantreiben. Dem Sport, am liebsten ihrer großen Leidenschaft Fußball, möchte sie aber verbunden bleiben – vielleicht als TV-Expertin. „Ich habe das schon öfter gemacht“, sagte sie, „das macht mir wirklich Spaß“.