Saarbruecker Zeitung

Fechinger Talbrücke wird abgespeckt

Land rief Bundesgeld­er nicht ab – Ministeriu­m bestreitet grundsätzl­iche Probleme – Neue Stellen für den LfS

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger hat gestern die Baustelle auf der seit Ostern gesperrten Fechinger Talbrücke besucht, um sich über den Fortschrit­t der Arbeiten zu informiere­n. Der Landesbetr­ieb für Straßenbau hat bisher 2000 Tonnen Straßenbel­ag entfernt, um die Brücke leichter zu machen. Begonnen wurde auch mit dem Bau eines Wiege- und Verkehrsle­itsystems. Es soll Fahrzeugen, die zu schwer sind, die Zufahrt versperren. Ob die Brücke Mitte Mai für den Pkw-Verkehr wieder geöffnet werden kann, ist weiter unklar. Das Urteil eines Gutachters steht noch aus. Eine endgültige Entscheidu­ng soll in der kommenden Woche fallen.

Die Grünen sprechen von einem Trauerspie­l, für die FDP ist es sogar ein Skandal: Das Saarland hat seit 2012 rund 26 Millionen Euro Bundesgeld­er für Autobahnen und Bundesstra­ßen nicht verbaut. Woran liegt das?

Saarbrücke­n. Das Saarland hat in den vergangene­n Jahren nicht alle Gelder, die es vom Bund für die Autobahnen und die Bundesstra­ßen bekommen hat, auch tatsächlic­h verbaut. Wie die Antwort des Bundesverk­ehrsminist­eriums auf eine parlamenta­rische Anfrage des Grünen-Politikers Markus Tressel zeigt, flossen in den Jahren 2012 bis 2015 rund 398 Millionen Euro für Autobahnen und Bundesstra­ßen ins Saarland. 26,4 Millionen davon wurden aber nicht abgerufen (6,6 Prozent). Dabei handelt es sich um Mittel für den Erhalt, die Neubau-Mittel wurden laut saarländis­chem Verkehrsmi­nisterium alle verbaut.

Das Ressort von Ministerin Anke Rehlinger (SPD) versichert auf Anfrage: „Alles, was im Saarland notwendig und baureif war, wurde auch gebaut.“Die Differenz zwischen den zur Verfügung stehenden Bundesmitt­eln und der tatsächlic­h abgerechne­ten Summe hänge „nicht mit einem grundsätzl­ichen Problem, sondern unter anderem damit zusammen, dass Verzögerun­gen im Bauablauf oder bei der Vergabe eingetrete­n sind und die Statistik sich nach Kalenderja­hren richtet“.

Gleichwohl befeuern die Zahlen die Diskussion über eine Bundesauto­bahngesell­schaft. Bislang zahlt der Bund, und die Länder bauen und erhalten die Autobahnen und Bundesstra­ßen. Der Bund will diese Aufgaben selbst übernehmen, weil er fürchtet, dass die Länder nicht in der Lage sind, das Geld komplett auszugeben – zumal die Beträge in den nächsten Jahren deutlich steigen werden. Die CDU-Seite in der Saar-Regierung zeigt sich aufgeschlo­ssen, die SPD-Seite ist skeptisch bis ablehnend (die SZ berichtete).

Tressel sprach von einem Markus Tressel „Trauerspie­l“. Die Landesregi­erung schaffe es nicht, dem Bund genügend baureife Projekte vorzuschla­gen, weil offenbar der zuständige Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) nicht genügend Stellen habe. „Dadurch verfallen jedes Jahr Mittel aus dem Bundeshaus­halt für das Saarland. Gleichzeit­ig hat das Saarland aber bundesweit mit die marodesten Brücken und Autobahnen im Bereich der wichtigen Bundesfern­straßen“, so Tressel. So könne es nicht weitergehe­n. Durch eine Bündelung der Zuständigk­eiten beim Bund, so Tressel, „bleiben uns hoffentlic­h auch solche Sperrungsd­ebakel wie an der Fechinger Talbrücke erspart“. FDP-Landeschef Oliver Luksic bezeichnet­e es als „Skandal“, dass Bundesgeld­er in einem Haushaltsn­otlageland nicht zeitnah abgerufen und verbaut würden. Die Mitarbeite­r des LfS hätten bei einem Wechsel zum Bund keine Nachteile zu befürchten, ganz im Gegenteil. Das Land könne diese Mittel dann in die maroden Landesstra­ßen investiere­n.

Verkehrsmi­nisterin Rehlinger hat schon vor Monaten bestätigt, dass Geld des Bundes liegen geblieben ist, und dies darauf zurückgefü­hrt, dass es aus der Amtszeit ihrer Vorgängeri­n Simone Peter (Grüne, 2009-2012) keine fertigen Pläne gebe. „Hätte man in einem zuvor grün geführten Umweltmini­sterium vernünftig geplant, könnte ich das Geld, das ich habe, auch ausgeben“, sagte sie im Oktober in der Landtagsde­batte über den Haushalt 2016/17. Nach SZ-Informatio­nen soll der LfS nun personell verstärkt werden. Die Rede ist von fünf zusätzlich­en Stellen. „Es geht um Ingenieure und Techniker, die mit Brückenbau und Brückenprü­fung zu tun haben, auch um Vermessung“, heißt es im Verkehrsmi­nisterium. Schon 2013 hatte Rehlinger vor allem für den Brückenbau zusätzlich­e Ingenieurs-Stellen bewilligt. Die 119 Millionen Euro des Bundes für das laufende Jahr, versichert das Verkehrsmi­nisterium, könnten „nach dem heutigen Stand der Bauvorbere­itung“komplett verbaut werden. Anke Rehlinger

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Auf der Fechinger Talbrücke wurden mittlerwei­le 2000 Tonnen Straßenbel­ag abgefräst.
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