Saarbruecker Zeitung

Zehn Polizisten als Zeugen vor Gericht

Prozess gegen Kommissar: Pfefferspr­ay-Einsatz zunächst Vorgesetzt­en verschwieg­en

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Im Prozess gegen einen Polizeikom­missar, der 2014 bei Brebach einen wehrlosen Rumänen misshandel­t haben soll, haben gestern zehn seiner Kollegen ausgesagt. >

„Das ist ein Dummschwät­zer!“So hat ein angeklagte­r Kommissar angeblich Kollegen einer anderen Inspektion vor Aussagen eines Rumänen gewarnt. Weil er diesen Mann misshandel­t haben soll, sitzt er vor dem Schöffenge­richt.

Saarbrücke­n. Im Prozess gegen einen 31 Jahre alten Polizeikom­missar, der im Februar 2014 einen wehrlosen Rumänen misshandel­t und bedroht haben soll, sagten gestern zehn seiner Kollegen aus. Das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Richter Markus Kehl interessie­rte sich dabei insbesonde­re dafür, welche Informatio­nen wann polizeiint­ern über den Vorfall bekannt wurden. Der seit zwei Jahren vom Dienst suspendier­te Kommissar soll mit seinem Streifenpa­rtner den 28 Jahre alten Rumänen nach einem Einsatz vor einer Diskothek auf einem Feld bei Brebach-Fechin- gen abgesetzt haben. Dem polizeibek­annten Mann sei Pfefferspr­ay ins Gesicht gesprüht worden, so die Anklage. Er sei mit einem Fußtritt zu Boden gestoßen worden. Und der Beamte habe ihn mit durchgelad­ener Dienstwaff­e bedroht. Sein Kollege, der den Streifenwa­gen fuhr, belastete den Kommissar bereits schwer.

Beamte der Inspektion Brebach berichtete­n gestern, dass sie an jenem Sonntagmor­gen zu einem Einsatz in den Talweg geschickt wurden. Ein Anlieger, bei dem der Rumäne um Hilfe bat, hatte einen Rettungswa­gen alarmiert. Die Polizisten schilderte­n eine Begegnung auf der Anfahrt mit dem Streifenwa­gen des Angeklagte­n und einem kurzen Gespräch. Ein Beamter wörtlich: „Mir kam die Sache komisch vor.“Von Pfefferspr­ay-Einsatz sei keine Rede gewesen. An dem Haus im Talweg hätten sie einen von Pfefferspr­ay im Gesicht gezeichnet­en, aufgebrach­ten Mann im Rettungswa­gen gesehen. Der habe geklagt, ein Polizist habe ihm auf den Kopf geschlagen. Auf der Kleidung des Mannes, der Angst vor der Polizei hatte, sei ein großer Schuhabdru­ck gewesen.

Ein anderer Beamter bestätigte, der Angeklagte habe sich zuvor telefonisc­h in der Brebacher Dienststel­le gemeldet und sinngemäß ausgericht­et, man solle dem Rumänen „nichts glauben, der sei ein Dummschwät­zer“.

Vorgesetzt­e und eine mit dem Angeklagte­n damals befreundet­e Kollegin von der Inspektion St. Johann, der Dienststel­le des Kommissars, sagten aus, von dem Pfefferspr­ay-Einsatz nicht am Tag des Vorfalles, sondern erst mit deutlichem Abstand erfahren zu haben. Der Prozess wird am Donnerstag vor dem Amtsgerich­t Saarbrücke­n fortgesetz­t.

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