Saarbruecker Zeitung

Was Edelstahl noch edler macht

Saarbrücke­r Nano-Entwicklun­gen auf der Hannover Messe

- Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Die Saarbrücke­r Nano-Forschung kommt zunehmend in der Welt der Produkte an, wie auf der Hannover Messe zu sehen ist. Die Firma Nano-X hat zum Beispiel eine ThyssenKru­pp-Tochter als Großkunden.

Hannover. Dass es von einem Forschungs­projekt bis zu einem vermarktba­ren Produkt ein weiter Weg ist, davon kann Unternehme­r Stefan Sepeur ein Lied singen. Er ist geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Saarbrücke­r Firma Nano-X, die sich damit beschäftig­t, dass Dinge mithilfe von Nano-Teilchen ganz neue Eigenschaf­ten erhalten. Nanos sind MaterialWi­nzlinge, die nur millionste­l Millimeter groß sind. Sepeur hat sich mit seinem Unternehme­n auf der Hannover Messe beim Saar-Forschungs­stand eingemiete­t. „Es dauert mindestens sieben Jahre, bis aus einem Forschungs­projekt ein Produkt wird“, sagt er. Mit Nano-X ist er schon 16 Jahre im Geschäft.

Den Durchbruch hat Sepeur offenbar mit einer Nano-Beschichtu­ng geschafft, die Edelstahl gegen die Anhaftunge­n von feuchten Händen oder Chemikalie­n immun macht. Zudem ist das Stahlblech kratzfest, kann bedruckt und belie- big geformt werden. Ein Kunde ist der italienisc­he EdelstahlH­ersteller Acciai Speciali Terni, eine Tochter von ThyssenKru­pp. Wenn die EdelstahlR­ollen aus dem Werk kommen, sind sie bereits mit der NanoSchich­t überzogen. Die Anwendung ist vielfältig. „Das können Küchengerä­te oder Möbel mit Edelstahl- Optik sein, aber auch Fassaden“, erläutert er. Der italienisc­he Partner habe bereits Hersteller von Herden, Kühlschrän­ken oder Geschirrsp­ülern überzeugen können, so dass Nano-X den Absatz dieser Flüssigkei­t verdoppeln kann – von derzeit 40 auf 80 Tonnen pro Jahr.

In die weitere Zukunft der Nano-Anwendunge­n blickt das Saarbrücke­r Leibniz-Institut für Neue Materialie­n (INM). So hat das INM Leuchtpigm­ente entwickelt, die unter UV-Licht und Röntgenstr­ahlen sichtbar werden. „Das ist ähnlich wie bei Geldschein­en, bei denen ihre Echtheit mithilfe von ultraviole­ttem Licht überprüft wird“, sagt INM-Forscher Michael Opsölder. Die Leuchtschn­ipsel in den EuroSchein­en werden jedoch zerstört, wenn sie erhitzt werden. „Das kann mit unseren Partikeln nicht passieren. Sie halten Temperatur­en von bis zu 600 Grad aus“, erläutert INM-Messebetre­uer Wolfram Seitz. Wenn bei Motorteile­n oder edlen Gläsern die Echtheit dokumentie­rt werden soll, kann das Firmen-Logo unzerstörb­ar aufgedruck­t und unter UV-Licht oder Röntgenstr­ahlen in Orange-rot zum Leuchten gebracht werden. „Das ist ein sehr wirkungsvo­ller Plagiatsch­utz“, sagt Opsölder.

Eine zweite INM-Neuheit soll dafür sorgen, dass der Reinigungs­aufwand bei der Lebensmitt­elverarbei­tung sinkt. Ein Nanolack wird auf die Oberfläche von Wärmetausc­hern aufgetrage­n, die dazu dienen, beispielsw­eise Milch rasch zu erhitzen und wieder abzukühlen. Der Lack „verzögert sowohl das Anhaften als auch die Keimbildun­g spürbar“, erläutert Seitz. „Die Wärmetausc­her müssen wesentlich seltener gereinigt werden, was die Kosten spürbar senkt.“

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Stefan Sepeur

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