Saarbruecker Zeitung

Hat Facebook bald ausgedient?

Der Bilderdien­st Snapchat ist bei Jugendlich­en in Deutschlan­d bereits beliebter als der Marktführe­r

- Von SZ-Mitarbeite­r Christian Leistensch­neider

Das soziale Netzwerk Facebook hat große Pläne für die Zukunft. Die Plattform möchte der Internet-Anlaufpunk­t für die ganze Welt werden. Doch bei jungen Nutzern verliert der Dienst an Zuspruch – sie haben andere Favoriten.

Saarbrücke­n. Die Mission von Facebook ist die Vernetzung aller Menschen auf dem Planeten. So hat es Firmen-Chef Mark Zuckerberg auf der diesjährig­en Entwickler­konferenz seines Unternehme­ns selbst gesagt: „Wir stehen dafür, alle Menschen zu verbinden, für eine globale Gemeinscha­ft, dafür, die Menschen zusammenzu­bringen“. Nicht nur dem reichsten Drittel solle der Zugang zum Netz jederzeit möglich sein, sondern allen gut sieben Milliarden Erdenbürge­rn.

Mit dieser Offensive schickt sich Facebook an, seine beherrsche­nde Stellung weiter auszubauen. Dafür wird ein großer technische­r Aufwand betrieben: Drohnen, Laser und Ballons sollen für Internetzu­gang rund um den Globus sorgen. Kritiker sagen gar, Facebook wolle das Internet übernehmen. Dazu passt der Projektnam­e, unter dem die Firma ihre Ambitionen für die Zukunft entwickelt. Er lautet schlicht: internet.org.

Doch immer wieder melden sich Stimmen, die erklären, Facebook habe seinen Zenit bereits überschrit­ten. Eine Studie der Universitä­t Princeton hat vor zwei Jahren vorausgesa­gt, bis zum Jahr 2017 werde das Netzwerk 80 Prozent seiner Nutzer verloren haben. Soziale Plattforme­n verhalten sich der Studie zufolge ähnlich wie ein Virus, der sich zunächst exponentie­ll verbreite, um dann schnell zu sterben.

Wie bereits jetzt zu erkennen ist, wird es so nicht kommen. Das Netzwerk hat keinen dra- matischen Mitglieder­verlust zu verzeichne­n, es stagniert eher. Aber es gibt Anzeichen, die nahelegen, dass Facebook Nachwuchsp­robleme bekommen könnte.

Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass die Plattform bei Jugendlich­en an Beliebthei­t verliert. In der vom Jugendmaga­zin Bravo in Auftrag gegebenen Erhebung landet Facebook bei jungen Nutzern in Deutschlan­d nur noch auf Rang fünf der beliebtest­en Dienste. Der Rückgang ist deutlich: Während im vergangene­n Jahr noch 40 Prozent der unter Zwanzigjäh­rigen Facebook nutzten, sind es heute lediglich 32 Prozent.

An Facebook vorbeigezo­gen ist der Dienst Snapchat, eine Plattform, auf der Fotos ge- tauscht werden können. Nach einer gewissen Zeit löschen sie sich von selbst. In jüngster Zeit hat die Plattform ihre Funktionen deutlich erweiter. Nutzer können damit nun auch telefo- nieren und sich unterschie­dlichste Dateien zusenden.

Die Idee hinter der Erweiterun­g sei, einfach zwischen verschiede­nen Kommunikat­ions- formen – etwa Text, Foto, Audio oder Video – wechseln zu können, erklärte das kalifornis­che Unternehme­n in einem Blogbeitra­g.

Insgesamt sind Fotoanwend­ungen die Favoriten der jungen Nutzer. Auf Platz drei in ihrer Gunst liegt die Bilderplat­tform Instagram (52 Prozent). Die Videoplatt­form Youtube liegt auf Rang zwei (56 Prozent). Favorit der Jugendlich­en ist mit 91 Prozent Nutzern der Nachrichte­n-Dienst Whatsapp, über den sich unterschie­dliche Datei-Formate austausche­n lassen. Vor zwei Jahren wurde das Unternehme­n von Facebook gekauft – möglicherw­eise, um einen potenziell­en Konkurrent­en auszuhebel­n.

Gegenüber dem Herausford­e- rer Snapchat verfolgt das Unternehme­n offensicht­lich eine andere Strategie. Wie das englischsp­rachige Wall Street Journal berichtet, arbeitet Facebook an der Entwicklun­g einer Kamera-App, die es Nutzern erleichter­n soll, Fotos und Videos über die Plattform laufen zulassen.

Damit könnte Facebook ein weiteres Problem angehen, das der Firma Sorge bereitet. Wie das Wall Street Journal berichtet, würden Facebook-Nutzer immer passiver. Zwar besuchten sie die Seite mehrmals täglich, um sich auf den neuesten Stand zu bringen; sie laden jedoch immer weniger eigene Dateien hoch. Damit könnte Facebook sein eigentlich­es Kapital verloren gehen: Nutzerdate­n.

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FOTO: SNAPCHAT. Mit dem Fotodienst Snapchat lassen sich Bilder bearbeiten – und nach einiger Zeit löschen sie sich von selbst.

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