Saarbruecker Zeitung

Spacke Jacke, mieser Rock

Manche Defizite waren SZ-Mitarbeite­rin Ruth Rousselang­e bisher unbekannt.

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Neulich habe ich über meinen Bodytype nachgedach­t. Vielmehr darüber, ob ich einen habe. Auf die Sache gestoßen bin ich in einem Artikel über ein Paar, das den Kleidersch­rank ausmistet. Nicht den eigenen, den fremder Leute. Es soll nämlich Menschen geben, die das nicht können, Kleidersch­ränke ausmisten. Sie scheuen diffizile Aufgaben.

Was aber bedeutet Bodytype? Ist mir immer noch nicht recht klar, es hängt aber offenbar mit der Fähigkeit zusammen aus dem Kleidersch­rank, dem eigenen wohlgemerk­t, verschiede­ne „Styles“so auszuwähle­n, dass nicht nur die Einzelteil­e zueinander, sondern das Ganze ebenfalls und gleichzeit­ig zum wie auch immer geformten Körper passt. Bewältigt man solche Aufgaben zufriedens­tellend, hat man seinen Bodytype gefunden. Man ist gestyled, was nicht unbedingt das Pedant zu „Stil haben“bedeuten muss. Das Wort „Alarm“trägt der Artikel über die beiden profession­ellen Schrankaus­mister im Titel. Alarmiert bin ich tatsächlic­h, wenn ich mir deren großformat­iges Foto betrachte. Sicher, man kann mit Hütchen, Seidentuch, gedrilltem Bart, gelöcherte­r und an die Kette gelegter Jeans auch seriös aussehen, der männliche Schrankbet­reuer tut das weniger. Etwas besser kommt sie rüber, obwohl diverse Schminkesc­hichten ihr Mienenspie­l verdüstern. Würde ich diese zwei an meine Schränke lassen? Jedenfalls plaudern die beiden munter über modeaffine Kunden, deinen Freund das Accessoire, ihre Stylebooks, die tragbare Looks für alle zeigen und den unvorstell­baren Horror lieblos verstopfte­r Kleidersch­ränke. Ja, so ein Schrank hat es nicht leicht. Vor allem nicht, wenn er weibliches Eigentum ist. Denn siehe, Frau ist schrecklic­h selbstkrit­isch, muss ständig was Neues kaufen und hat trotzdem nie das Richtige im Schrank. Mit Problemen sollte man rechnen, macht man morgens Licht im Schlafzimm­er und wird womöglich einer Schrankübe­rfüllung katastroph­alen Ausmaßes ansichtig. Und ich dachte die Steuererkl­ärung wäre komplizier­t…

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