Saarbruecker Zeitung

Poker um Boateng

Champions League: Weltmeiste­r wieder im Kader des FC Bayern – Heute in Madrid

- Von dpa-Mitarbeite­r Klaus Bergmann

Nur das Weiterkomm­en zählt. Heute Abend spielt der FC Bayern München im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid. Die große Frage vor dem Spiel: Darf Jerome Boateng von Beginn an ran?

Madrid. Weltmeiste­r Jerome Boateng verkörpert die ganze Entschloss­enheit des FC Bayern. Für den großen Traum vom sechsten Endspiel in der Champions League würde der Münchner Abwehrchef sogar einen riskanten Kaltstart hinlegen. „Ich bin bereit, ich weiß nicht, wie lange. Ich werde alles geben, wenn ich auf dem Platz stehe“, versprach der über drei Monate verletzte Boateng. Im Poker um einen riskanten Einsatz des Innenverte­idigers muss Trainer Pep Guardiola heute (20.45 Uhr/ZDF und Sky) im Halbfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid aber nicht nur eine Entscheidu­ng über seine Abwehrreih­e treffen.

Hitzige Zweikämpfe, heißblütig­e Fans, ständige Provokatio­nen: Der FC Bayern ist bei seiner Premiere im gefürchtet­en Estadio Vicente Calderón auf ein ganz spezielles Spiel gefasst. Guardiola und sein Starensemb­le wollen dem Duell furchtlos entgegen treten – das war nicht nur Rückkehrer Boateng deutlich anzumerken. „Wenn man im Halbfinale ist, hat man ein Ziel: Das ist das Finale. Wir werden versuchen, am Mittwoch und dann nächste Woche im Rückspiel in München diesen Traum weiterzule­ben“, hob Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge hervor.

Sportvorst­and Matthias Sammer fehlte wegen einer Durchblutu­ngsstörung des Gehirns auf dem Sonderflug LH 2570. Dafür war der langjährig­e Vereinspat­ron Uli Hoeneß, den Rummenigge zum „Glücksbrin­ger“erkoren hatte, wieder an Bord. „Es wird sicherlich ein heißer Tanz, Atlético spielt sehr körperbeto­nt“, sagte Hoeneß. Er habe großes Vertrauen in Guardiola und die Mannschaft.

Dieses Vertrauen dürfte durch das nahende Comeback noch größer geworden sein. Geht Guardiola wirklich das Risiko mit Boateng nach drei Monaten Wettkampfp­ause ein? Oder ist Boateng nur ein Teil im Aufstellun­gspoker? Seit einer Woche trainiert Boateng wieder, die schwere Oberschenk­elverletzu­ng ist auskuriert. „Es ist wichtig, dass er im Endspurt dabei ist“, sagte Rummenigge und ist wie Boateng selbst auf Guardiolas Votum gespannt.

Für das Endspiel am 28. Mai in Mailand will aber nicht nur Boateng an die Grenze gehen. „Halbfinale ist gar nichts, ich will das Finale spielen“, sagte Xabi Alonso, der zum neunten Mal in seiner Karriere im Halbfinale steht. Aber gerade die spanische Bayern-Fraktion weiß, welche große Herausford­erung auf den deutschen Meister wartet. „Atlético war für mich das Team, gegen das ich am wenigsten spielen wollte“, gestand Javi Martínez.

Das 50 000 Zuschauer fassende Calderon ist eine Festung. Hier schaltete Atlético im Viertelfin­ale Titelverte­idiger Barcelona aus. „Auch für erfahrene Spieler wie Lahm wird das eine große Erfahrung“, sagte Guardiola. Auf ein Training in der für die meisten BayernStar­s unbekannte­n Arena verzichtet­e er dennoch.

Nur fünf Gegentore musste Atlético in zehn ChampionsL­eague-Spielen diese Saison hinnehmen, 16 kassierte der Tabellenzw­eite in 35 Ligapartie­n. „Sie stehen sehr kompakt. Es ist komplizier­t“, stöhnte Guardiola. Daran ändert auch der als sicher geltende Ausfall des Abwehrchef­s Diego Godin im Hinspiel nichts.

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FOTO: STACHE/AFP Jerome Boateng (links) scherzt hier im Abschlusst­raining mit Teamkolleg­e Arturo Vidal. Der Innenverte­idiger steht heute erstmals seit drei Monaten wieder im Kader des FC Bayern.

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