Saarbruecker Zeitung

Hollande droht mit „Nein“zu TTIP

EU-Politiker klagen über starre Haltung der USA in den Verhandlun­gen über das Freihandel­sabkommen

-

Nach den Enthüllung­en über das Tauziehen zwischen Europa und den USA um TTIP hat Frankreich­s Staatschef Hollande erneut mit einer Ablehnung gedroht.

Das Vorhaben, eine transatlan­tische Super-Freihandel­szone zu schaffen, könnte sich als unerfüllba­rer Traum erweisen. Paris jedenfalls hält einen Stopp der Gespräche für wahrschein­lich.

Paris/Berlin. Nach der Veröffentl­ichung geheimer Dokumente zum geplanten EU-Freihandel­sabkommen mit den USA wächst die Skepsis, ob TTIP überhaupt zustande kommt. Frankreich­s Präsident François Hollande machte gestern deutlich, dass sein Land die Vereinbaru­ng „in diesem Stadium“der Verhandlun­gen ablehnt. Paris werde niemals akzeptiere­n, dass zentrale Prinzipien „für unsere Landwirtsc­haft, unsere Kultur, für wechselsei­tigen Zu- gang zu öffentlich­en Aufträgen“infrage gestellt würden. Der französisc­he Außenhande­ls-Staatssekr­etär Matthias Fekl hält den Stopp der Verhandlun­gen derzeit für die „wahrschein­lichste Option“. Auch in Deutschlan­d äußerten sich Politiker kritisch zum Verlauf der rund dreijährig­en TTIP-Verhandlun­gen.

Greenpeace hatte am Montag bislang unter Verschluss gehaltene TTIP-Dokumente ins Internet gestellt. Die Organisati­on wirft den USA vor, im Interesse amerikanis­cher Konzerne europäisch­e Umwelt- und Verbrauche­rschutzsta­ndards aushöhlen zu wollen. Berlin und Brüssel wiesen das zurück, die US-Regierung sprach von irreführen­den Interpreta­tionen. Die Bundesregi­erung will das Handelsabk­ommen nicht infrage stellen. Eigentlich sollten bis Jahresende zumindest Eckpunkte stehen, bevor Präsident Barack Obama aus dem Amt scheidet.

Der Vorsitzend­e des Handelsaus­schusses im EU-Parlament, Bernd Lange, zweifelt am Zustandeko­mmen von TTIP: „Obwohl wir jetzt drei Jahre miteinande­r reden, stehen immer noch die Maximalpos­itionen gegenüber. Die Amerikaner bewegen sich Null Komma Null.“Darüber sei breite Frustratio­n zu spüren. Selbst in der Spitze der EU-Kommission gibt es nach Informatio­nen der „Süddeutsch­en Zeitung“Zweifel, ob das TTIP-Abkommen überhaupt noch geschlosse­n werden kann. Die US-Regierung bewege sich bisher zu wenig, damit dieses Jahr ein Abschluss gelingen könne, sagte ein hochrangig­er Vertreter.

Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer warnte vor einem Scheitern der Gespräche. „TTIP ist auf absehbare Zeit die wohl letzte große Chance, den Welthandel im transatlan­tischen Interesse mitzugesta­lten und demokratis­che Prinzipien für fairen und freien Handel zu verankern“, sagte Kramer der Funke Mediengrup­pe. dpa

 ??  ?? François Hollande
François Hollande

Newspapers in German

Newspapers from Germany