Saarbruecker Zeitung

Weitere Tote im Horrorhaus von Höxter

Die Hölle von Höxter: Paar in Niedersach­sen tötete zweite Frau – Hinweise auf weitere Misshandlu­ngen

- Von Florentine Dame und Carsten Linnhoff ( beide dpa)

Nach dem Tod einer 46-Jährigen in Höxter tut sich vor den Ermittlern ein Abgrund auf: Ein zweites Opfer soll getötet und Frauen über Jahre misshandel­t worden sein.

Jahrelang soll ein Paar aus Niedersach­sen Frauen auf seinen Hof gelockt und misshandel­t haben. Den Beschuldig­ten ging es um Macht, sagen die Ermittler. Für mindestens zwei Frauen endete das Martyrium tödlich.

Höxter/Bielefeld. Es ist der blanke Horror, was sich auf einem Hof in Höxter abgespielt haben soll: Ein Paar soll über Jahre hinweg mehrere Frauen misshandel­t haben, mindestens zwei von ihnen mit tödlichem Ausgang. Eine 33-Jährige sollen die Beschuldig­ten nach ihrem Tod im Jahr 2014 in einer Tiefkühltr­uhe aufbewahrt, nach und nach zerstückel­t und im Kamin verbrannt haben. Dann verstreute das Paar die Asche am Straßenran­d, so die Ermittler. Der Tod einer 41-Jährigen im April brachte nun einen Abgrund hervor, von dem die 40köpfige Mordkommis­sion noch nicht weiß, wie tief er reicht.

Die 33-jährige aus Niedersach­sen war nach Darstellun­g der Ermittler von dem Hauptverdä­chtigen mit einer Kontaktanz­eige nach Ostwestfal­en gelockt worden. Kurz darauf heirateten die beiden. Das Ergebnis war wohl eine verhängnis­volle Dreiecksbe­ziehung, in der es um Macht, Schmerz und Unterwerfu­ng gegangen sein soll, wie der leitende Ermittler Ralf Östermann gestern berichtete. Die 47-jährige Ex-Ehefrau des Verdächtig­en soll das Opfer auf Befehl des Mannes gequält haben.

Auch nach der ersten Tötung sollen der 46-Jährige und seine Ex-Frau immer wieder Frauen per Kontaktanz­eige in das Gehöft gelockt haben. Büschelwei­se seien den Frauen die Haare ausgerisse­n worden, bei Verfehlung­en wurden sie an Heizkörper gekettet, geschlagen und getreten. Eine Flucht sei unmöglich gewesen: „Auch wenn sie nach draußen gingen, standen sie unter ständiger Kontrolle.“Die mutmaßlich­en Verbrechen flogen erst mit dem Tod der 41- Jährigen auf, die ebenfalls wegen einer Kontaktanz­eige nach Höxter gekommen war. Etwa zwei Monate nach ihrer Ankunft war sie so schwer misshandel­t worden, dass das Paar sie zurück zu ihrem Wohnort bringen wollte. Eine Autopanne zwang sie unterwegs, den Notarzt einzuschal­ten. Das Opfer kam in eine Klinik, wo es seinen Verletzung­en erlag. Die Ärzte schalteten die Polizei ein, das Paar wurde festgenomm­en.

In den Vernehmung­en offenbart sich langsam das Ausmaß des Schreckens. Vor allem die Beschuldig­te sei geständig. Ihr 46-jähriger Ex-Mann, der einschlägi­g vorbestraf­t ist, bestreitet hingegen jede Schuld.

Namentlich bekannt ist mittlerwei­le ein mögliches weiteres Opfer, das dem Martyrium in Höxter 2013 lebend entkom- men konnte. Die Frau aus dem Raum Berlin wurde gestern vernommen. Hinweisen auf weitere misshandel­te Frauen geht die Polizei nach. Die verhängnis­vollen Kontaktanz­eigen sollen bundesweit und in Tschechien geschaltet worden sein.

Die 47-jährige Beschuldig­te gibt an, dass sie es meist gewesen sei, die den Frauen Fesseln anlegte, zuschlug und zutrat, wenn sie nicht spurten. Doch habe sie nur Befehle des 46-Jährigen befolgt. „Sie gibt an, sie sei ihm hörig gewesen“, sagt Östermann. Der Verdächtig­e schiebt nun alles auf seine Partnerin.

Laut den Ermittlern sind die beiden sehr planvoll und perfide vorgegange­n. So seien vom Handy des 33-jährigen Opfers bis zuletzt SMS an deren Mutter gesendet geworden. Es gehe ihr gut, habe darin gestanden.

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FOTO: KUSCH/DPA Polizisten durchsuche­n mit einem Spürhund das Gehöft der Beschuldig­ten.

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