Schlagzeuger und Tastenstreichler: Altmeister Jack DeJohnette
Saarbrücken. Was käme dabei heraus, setzte sich Jazzpianist Chick Corea ans Schlagzeug? Für ein Solokonzert würde es kaum reichen; umgekehrt funktionierte das schon, nämlich als sich der hauptsächlich als Schlagzeuger bekannte Jack DeJohnette für einen Abend ans Piano setzte. Mit 200 Zuhörern war am Montag das Studio Eins des SR auf dem Halberg ausverkauft – vermutlich waren die meisten gekommen, um den Schlagzeuger des legendären „Bitches Brew“-Albums von Miles Davis live zu erleben, wenn auch an einem anderen Instrument. Wie Wolfgang Krause vom Mitveranstalter Jazz-Syndikat Saarbrücken in seiner Einführung hervorhob, bezeichnet DeJohnette das Klavier als „Erweiterung des Schlagzeugs“– so blieb er sich also treu.
Doch seltsamerweise weckte diese Aussage falsche Erwartungen. Denn das Pianospiel des 73jährigen erwies sich als alles andere als wild und perkussiv. Vielmehr streichelte er die Tasten und blieb rhythmisch überwiegend frei.
DeJohnettes Verehrung für den Komponisten Erik Satie zeigte sich nicht nur in seinem ersten Stück, „Ode to Satie“genannt; nein, die verträumte Schlichtheit des Franzosen war wie ein roter Faden. Bisweilen zerlegte DeJohnette Klassiker wie „Maiden Voyage“oder „Stolen Moments“in ihre Einzelteile, als wolle er die verborgenen Klangschätze dieser Kompositionen offenlegen. Seine Eigenkompositionen scheuten ganz einfache Melodien und Harmonien nicht und wären – ohne Despektierlichkeit – auch als Klavier-Etüden geeignet. Der USAmerikaner legte eine gewisse Virtuosität an den Tag; um mit dem Instrument wirklich zu brillieren, steht ihm das Schlagzeug wohl zu nahe. So war der Fokus des Konzerterlebnisses der Ausdruck der Persönlichkeit einer Jazz-Legende am ungewohnten Flügel – mit der Schlussfolgerung, dass DeJohnette ein ziemlich ruhiger und angenehmer Zeitgenosse sein muss. sedi