Saarbruecker Zeitung

Mit dem Tretboot zur Wassermusi­k

Zum Abschluss bietet das „Tamis“-Festival nochmal Alte Musik in vielen Facetten – von der Oper bis zum Sinnenfest im Deutsch-Französisc­hen Garten

- Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Die Tage Alter Musik im Saarland (Tamis) spurten zum Finale. Und was für ein Finale! Mit Konzerten, aber auch Händels Oper „Rinaldo“und der Wassermusi­k im Deutsch-Französisc­hen Garten trumpft das Festival richtig auf.

Saarbrücke­n. Ihre gegenwärti­ge Geistesver­fassung?, lautet die vorletzte Frage in jenem berühmten Bogen, den Marcel Proust angeblich gleich zwei Mal durchspiel­te. Mechthild Blaumer dürfte darauf wohl antworten: glückliche Erschöpfun­g. Glücklich, weil das Alte-Musik-Festival „Tamis“seit dem 7. April einen prächtigen Lauf hat. Die künstleris­che Leiterin jedenfalls ist hochzufrie­den mit der Resonanz bisher. Gut besuchte Konzerte und ein treues Stammpubli­kum sprechen für den Wert der Marke „Tamis“.

Blaumer, Geigerin und Dozentin für Historisch­e Aufführung­spraxis an der Saarbrücke­r Hochschule für Musik (HfM), hat sich für „ihr“Festival gleich zwei Ziele gesteckt. Einerseits in „kleinen, feinen Konzerten ins Detail zu gehen“, sprich, forschend zu musizieren, mit der Frage, wie man Alte Musik angemessen interpre- tiert. Dafür steht etwa der Kurs „Improvisat­ion in der Barockmusi­k“mit dem italienisc­hen Geiger Davide Monti. Doch Blaumer möchte auch „möglichst viele Menschen“von der quickleben­digen Schönheit der Barockmusi­k begeistern.

Womit wir beim zweiten Teil der Antwort, Erschöpfun­g, wären. Seit August hat die Leiterin nämlich für das Festival unermüdlic­h gearbeitet. Nicht am Konzept; das hatte sie im Sinn. Das Eintreiben von Sponsoreng­eldern war jedoch ein enormer Aufwand, sagt sie, Kärrnerarb­eit. Aber von Erfolg gekrönt, denn das Budget gab dieses Mal sogar

Szene aus Händels Kreuzzugso­per „Rinaldo“.

so viel her, dass Blaumer erstmals eine Oper präsentier­en kann. Am 5. und 7. Mai, jeweils 19.30 Uhr, steht in der Saarbrücke­r Christköni­g-Kirche Händels Kreuzzugso­per „Rinaldo“an, in Zusammenar­beit mit dem Conservato­ire du Nord. Zu Lebzeiten des Komponiste­n soll „Rinaldo“ein himmlische­s Spektakel mit Flugmaschi­nen und lebenden Spatzen gewesen sein. In unseren Tagen sorgen moderne Lichtproje­ktionen für den Bühnenzaub­er, aber im Kerzensche­in darf man sich auch ein bisschen wie zu Händels Zeiten fühlen.

Ein Fest der Sinne soll auch das Abschlussk­onzert am 14. Mai, 17 Uhr, werden: Händels „Wassermusi­k“als Open-Air im DeutschFra­nzösichen Garten. Wozu auf dem Deutschmüh­lenweiher eigens eine Seebühne installier­t wird. Dazu singt eine Sopranisti­n Händel-Arien vom SchwanenTr­etboot aus. Damit sie nicht außer Atem kommt, wird sie übrigens der Moderator des Abends, Roland Kunz, galant übers Teichwasse­r strampeln. Händel ahoi!

alte- musik- saarland. de

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FOTO: TAMIS

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