Saarbruecker Zeitung

Vorsicht vor Kapuzenpul­lis

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SZ-Redakteuri­n Michèle Hartmann hat von so manchem Werbespot die Nase voll.

Wenn dieser Werbespot sich anbahnt, werde ich zum Windhund. Sobald die gleichförm­ige, leicht dumpfe Musik erklingt und die Joggerin im grauen Kapuzenpul­li erscheint, greife ich in größter Not und Eile zur Fernbedien­ung und schalte um. Weil ich den Fubbes nicht mehr sehen kann. Die junge Frau läuft durch die Stadt und macht sich Gedanken über Investment­s und Kundenzufr­iedenheit. Die „Bankerin“(früher sagte man Bankangest­ellte) grübelt nicht nur am Schreibtis­ch, sondern auch beim Frühsport über der besten Beratung von Leuten, die ihr viel Geld anvertraue­n. Kein Schweißtrö­pfchen zeigt sich auf ihrem hübschen Gesicht. Sie ist topfit, suggeriert mir der Werbespot. Den gibt’s auch als Muttertags­version. Da rennt schon wieder ein grauer Kapuzenpul­li durch die Gegend, und der Kopf darunter denkt über die eigenen Investitio­nen nach. Und dann kommt sie nach Hause, das Baby strahlt und ihr Lebenspart­ner auch, und sie weiß: Sie hat alles richtig gemacht. Mit der Bank an ihrer Seite. Oh, tut das weh!

Ich kenne einen Mann, der hat mehr als 40 000 Euro verloren. Weil er sich von einer Jungdynami­kerin seiner Hausbank einen irren Investment­fonds hat andrehen lassen. Der Kunde war enorm gutgläubig, das steht mal fest, man kann auch sagen blauäugig. Er hat darauf vertraut, dass man ihn bestens berät.

Als er merkte, dass er alles verloren hat, war der Bankdirekt­or längst im Ruhestand. Und die Jungdynami­kerin in einer anderen Filiale. Der gefoppte Kunde sollte mal ein waches Auge haben – vielleicht auf graue Kapuzenpul­lis.

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