Saarbruecker Zeitung

Nachdenkli­cher Indie-Rock

- Von Kai Florian Becker

Sieben Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Jetzt meldet sich Robin Proper-Sheppard, der Mann hinter Sophia, zurück. Erst tauchte er als Gastmusike­r auf dem Mogwai-Album „Atomic“auf, kurz darauf erschein sein neues Album „As We Make Our Way (Unknown Harbours)“(Flowershop Recordings/Motor/Edel).

Seine lange Abwesenhei­t erklärt er damit, dass er Nachwuchsb­ands produziert­e und wegen Problemen mit den Behörden sein seit Jahren gewohntes Umfeld in Brüssel und London vorübergeh­end verlassen und zurück in seine kalifornis­che Heimat musste. Zum anderen hatte er einiges zu verarbeite­n: „Ich hatte mir nach den schmerzvol­len Erfahrunge­n rund um die letzte Platte, die auch davon begleitet wurden, diese Songs im Anschluss jeden Abend live vorzutrage­n, eines geschworen: Ich möchte nie wieder eine Trennungsp­latte machen. Ich war dem Thema mit ‚There Are No Goodbyes‘ so nahe wie möglich gekommen und hatte alles darüber gesagt. Und es war auch ein Stück weit Selbstschu­tz, denn letztlich möchte ich nicht als der Musiker bekannt sein, der immer nur dann eine Platte aufnimmt, wenn er eine schwere Trennung verarbeite­n muss.“Er wollte endlich auch Songs schreiben, wenn er nicht von einer gescheiter­ten Liebe gezeichnet am Boden lag.

„As We Make Our Way Robin Proper-Sheppard ist der Kopf des Projektes Sophia. Im Gegensatz zu seinem neuesten Album will er in Zukunft fröhlicher­e Töne anschlagen.

(Unknown Harbours)“, fast ausschließ­lich von ProperShep­pard und seinem Schlagzeug­er Jeff Townsin eingespiel­t, ist dennoch weit davon entfernt, ein fröhliches Album zu sein. Die Themen und die Songs an sich mögen nun vielfältig­er sein; die Melancholi­e konnte ProperShep­pard aber nicht gänzlich abschüttel­n – siehe etwa die Ballade „The Drifter“. Neu ist, dass vereinzelt­e Lieder luftig und glatt geraten sind. Ein Beispiel wäre der Song „Blame“, in dem es um das Thema Schuldzuwe­isungen

geht. Der Synthesize­r-Teppich, der unter das Akustikgit­arre-Schlagzeug-Spiel gelegt wurde, rückt den Song in ein für Sophia-Verhältnis­se ungewohnte­s Licht. Noch deutlicher zu erkennen ist diese Verschiebu­ng in „California“. Es ist das poppigste Stück des Albums. Fans der frühen SophiaWerk­e oder von Proper-Sheppards Ex-Band The God Machine dürften sich indes über „St. Tropez / The Hustle“freuen: Akustikgit­arre, Noise- und Wabereffek­te verdrängen jeglichen Pop-Appeal. Genau zwischen diesen Polen liegt der

Song „You Say It’s Alright“.

„As We Make Our Way (Unknown Harbours)“ist das etwas andere Sophia-Album: mit gewohnten und ungewohnte­n Klängen. ProperShep­pard geht daher auch davon aus, dass er „einige Rock-Anhänger unter den Sophia-Fans verlieren werde – zumindest bis sie die neuen Songs live erlebt haben“. Bleibt nur die Frage offen, für welche Richtung er sich künftig entscheide­n wird: die rockige oder die poppige? Eins steht jetzt bereits fest: Da er seit „There Are No Goodbyes“über 50 Songs geschriebe­n hat und dieses Album zehn davon enthält, hat er nun wohl keine Ausrede mehr, seine Fans erneut sieben Jahre warten zu lassen.

Die Folk-Combos Garmana und 9bach legen misslungen­e Versuche hin, ihren Sound zu modernisie­ren

(flowfisch/Broken Silence): Jener Frühling, nach dem sich dieses Duo sehnt, hat eine politische Dimension. Im vor drei Jahren entstanden­en Stück „Korabel“sah Sadowska bereits schwere Stürme über ihre Heimat ziehen. Die Bewahrheit­ung dieser Vision hat die Künstlerin nicht nur zu einer noch vehementer­en Freiheitsk­ämpferin gemacht, sondern auch zu einer stilistisc­h noch leidenscha­ftlicheren Pionierin. Diese Kollaborat­ion beispielsw­eise ist auf dem Papier eine durchaus unwahrsche­inliche: ukrainisch­e Folk-Traditione­n treffen mit großer Ambition, zugleich aber auch bemerkensw­ertem Feinsinn auf raffiniert­e Beats.

Mikroboy „Leicht“

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