Ein hypnotisches Gebräu
Konono No. 1 meets Batida und der Solo-Künstler Mohammad Reza Mortazavi zelebrieren rhythmischen Trance
Wenn Musik zu assoziativen und bizarren Beschreibungen anregt, ist sie bisweilen tatsächlich etwas Besonderes. „Irgendwo zwischen der elektronischen KrautrockRepetition von Can, brasilianischem Karneval und vorhistorischem Acid House“verortete das Magazin „The Word“den Sound von Konono No. 1 und die Wochenzeitung „Die Zeit“erkannte „Garagenmusik im besten Sinne – zusammengeschraubt aus allerlei Autound Elektroschrott“. In fluktuierenden Besetzungen ist das Kollektiv aus Kinshasa bereits seit den 6oern aktiv, doch erst in den Nullerjahren entstanden eigene Alben. Welche auf Anhieb innerhalb einer illustren Kollegen-Schar von Björk und Herbie Hancock über Wilco und Animal Collective bis hin zu Beck und Thom Yorke Einfluss geltend machen konnten. Kurzum: dieses unerhört dichte, rhythmisch entfesselte, jederzeit hypnotisierende Gebräu aus dem Kongo sorgt für Furore. Was uneingeschränkt auch für „Konono No. 1 meets Batida“( Crammed Discs/Indigo) gilt, ein Werk, für das der angolanisch-portugiesische Multi-MediaKünstler Pedro Coquenao alias Batida nicht nur sein Lissaboner Studio zur Verfügung stellte, sondern zudem Musiker und SängerInnen aus seinem Umfeld zur Beteiligung an der patentierten Turbulenz anwarb. Indes: lediglich ein einziger Track („Bom Dia“) erkundet als wilde Slam Poetry wirklich Neuland, der Rest zelebriert intensivst das, was wir ge- meinsam mit jener Kollegen-Schar, die sich bereits als Fan outete, an Konono No. 1 so lieben: einen elektrifizierten, wunderbaren Daumenklavier-Techno! Weshalb sich ja auch jedes Festival, welches auf Tanzbarkeit zielt, um diese Combo reißt.
Auch der 1979 im Iran geborene Mohammad Reza Mortazavi hat beste Presse. „Freiheitstrommler“(Der Spiegel), „Klänge wie aus einer anderen Welt“(NDR) „eine Revolution“(ZDFAspekte) und „der beste Handtrommler der Welt“(ORF) seien diesbezüglich als Auswahl genannt. Mehr als eine traditionelle persische Rahmentrommel namens Daf benötigte der Mann nicht, um dieses fulminante Echo aus zu lösen. Und gewiss werden die „schnellsten Hände der Welt“(ZDF) den affinen Hörer mit „Transformation“( flowfish/Broken Silence) erneut in den Bann ziehen. Wie Mortazavi auf bis zu viertelstündigen, nun ja: Songs zwischen ausdauernder Stille und mehrminütigen Tornados experimentiert, das hat fraglos seine Art. Und „A Voice“zeitigt mit seiner Trance-erzeugenden Rhythmik gar eine große Nähe zu den Kongolesen. Weshalb man nicht den geringsten Zweifel an jener Anekdote hegt, nach der bei einem Konzert in einer Kirche alle Anwesenden plötzlich aufstanden und zu tanzen begannen. Was wiederum vor einer Bühne (zum Beispiel im Mai und Juni) womöglich eher passiert als im heimischen Sessel, wo man diese Darbeitung zwischen Meditation und Exzess als zu herausfordernd empfindet.