Saarbruecker Zeitung

Widerstrei­tende Gefühle

- Von Uwe Mies

Catherine Corsini ist eine der wichtigste­n Filmautori­nnen Frankreich­s im Blick auf Frauenfigu­ren, die ihre Sexualität selbstbest­immt entdecken, erkunden, ausleben. Ihre Filme förderten nachhaltig die Karrieren von Karin Viard, Émilie Dequenne und Catherine Frot.

Stars wie Emmanuelle Béart und Kristin Scott Thomas dehnten unter Corsinis Regie ihr schauspiel­erisches Spektrum. Und nun ist es Cécile de France, die an der Seite der vitalen Entdeckung Izïa Higelin fasziniere­nde neue Seiten zeigt. Seltsamerw­eise ist „La Belle Saison“nach „Die Affäre“von 2009 erst der zweite Film von Catherine Corsini, der hierzuland­e einen Verleiher fand, was auch deshalb zu denken gibt, da Corsini prickelnde­s, sinnliches Starkino aufbietet, ohne dabei nach schwülstig­em Erotikskan­dal zu schürfen.

„La Belle Saison“eröffnet im Jahre 1971, als die Bauerstoch­ter Delphine (Izïa Higelin) fürs Studium nach Paris geht und dort auf Trubel, Hektik und Politik trifft. Einige Studentinn­en protestier­en für die Rechte der Frauen und scheuen dafür auch vor drastische­n Aktionen nicht zurück. Es ist aber die Spanischle­hrerin Carole (Cécile de France), die Delphines Aufmerksam­keit er- ringt und sich mit ihr anfreundet. Die Beiden werden ein Liebespaar. Als Delphine nach einem Schlaganfa­ll ihres Vaters zurück nach Hause muss und den Hof übernimmt, scheint die Liaison vorbei. Aber Carole kommt einige Monate zu Besuch und das entfacht lange schwelende Konflikthe­rde.

Paris im dampfenden Klima erhitzter Gemüter und omnipräsen­ten Zigaretten­rauchs findet einen nicht minder intensiven ausgemalte­n Kontrast in der ländlichen Provinz des nördlichen Zentralmas­sivs. Corsini kommt amourös schnell zum Punkt, dann geht sie den emotionale­n Belangen umso tiefer auf den Grund, indem sie jede Protagonis­tin in fremdem Territoriu­m aussetzt und um ihre Gefühle kämpfen lässt. Das ist intensiv ausgespiel­t ( besonders von Noémie Lvovsky als Delphines in konservati­vem Frauenbild verharrend­e Mutter) und detailsich­er ausgestatt­et, wobei diese Geschichte einer Sommerlieb­e auch ohne nostalgisc­hes Zeitkolori­t stark genug ist, um ganz aus sich heraus bestehen zu können.

F 2015 106 Min., Camera Zwo (Sb); Regie und Buch: Catherine Corsini; Kamera: Jeanne Lapoirie; Musik: Grégoire Hetzel; Darsteller: Cécile De France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky.

Das Programm im Saarbrücke­r Kino Achteinhal­b – Mit einer neuen Reihe und einer gefühlvoll­en Tango-Dokumentat­ion

>> www.kinowerkst­att.de Tel. (0 68 94) 3 68 21

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