Zu wenig Wortwitz
Mit dem Film „Männer“von Regisseurin Doris Dörrie hatte Heiner Lauterbach (63) vor rund 30 Jahren an der Seite von Uwe Ochsenknecht seinen Durchbruch als Schauspieler. Jetzt kommt, zumindest vom Titel her, das weibliche Gegenstück ins Kino. Jetzt startet der Film „Frauen“von Regisseur Nikolai Müllerschön.
Für den Titel ist die Geschichte allerdings ganz schön männerlastig: Lauterbach spielt den ebenso mürrischen wie steinreichen Industriellen K.O. Schott, der dringend nach Bad Honnersheim muss und durch eine Verwechslung am Flughafen erst in die falsche Limousine gerät und dann auch noch samt Chauffeur Rüdiger Kneppke (Martin Brambach) von dem jungen Mazedonier Liz (Elyas M’BarekLookalike Blerim Destani) gekidnappt wird. Der ist auf der Flucht vor der Familie seiner Braut Aysche ( Victoria Mirovaya, Foto: Camino Filmverleih), nachdem er sie in letzter Sekunde quasi vor dem Altar hat sitzen lassen. Während der Fahrt diskutieren die drei Herren über Frauen, „diese Wesen, die so faszinieren und doch so fremd sind“, wie es in der Film-Ankündigung heißt. Chauffeur Kneppke verbreitet dabei Schenkelklopfer und Plattitüden oder reiht Vorurteile über Frauen an solche über Muslime. Schott und Liz meinen zwar, man müsse das alles differenzierter und mit mehr Respekt sehen, doch in einer Sache sind sie sich einig: Frauen und die Liebe sind gefährlich. Gefährlich wird es dann auch, weil eine Rockerbande hinter dem Trio her ist. Dazwischen gibt es rasante Autofahrten und ein bisschen Fäkalhumor. Auf dem Papier klingt das ganz unterhaltsam, doch die Umsetzung krankt vor allem an viel zu schwachen Dialogen und zu wenig Wortwitz. (Deutschland 2016, 90 Min., Regie: Nikolai Müllerschön) Victoria Mirovaya Die ungleichen Brüder: Lucas Gregorowicz als Mirko und Frederick Lau als Letscho. Neu im Kino: „Schrotten!“von Max Zähle – Lässiges Lustspiel über eine sympathische Schrotthändlerfamilie Ein spektakulärer Bankraub gibt der Polizei von Atlanta Rätsel auf. Man ahnt ja nicht, dass drei korrupte Cops den Job durchzogen, und nun erst recht ran müssen. Denn wer sich einmal in die Schuld des Russengangsters Vlasov manövriert hat, der steckt in seinem Schraubstock fest.
Da ist es auch keine Hilfe, dass Vlasov im Knast sitzt, denn seine Frau regelt die Belange des Syndikats nicht minder konsequent und sie fordert eine brisante DatenCD ein, die es aus einem Schließfach zu entwenden gilt. Man erkennt schnell, dass der Bruch am besten zu schaffen ist, wenn man einen Polizisten umlegt und so ein Triple 9 provoziert, das alle Polizeikräfte auf einen Tatort bündelt. Ein Opfer ist bald ausgemacht, aber der ist ausgeschlafener als gedacht, und er hat einen gefährlichen Verbündeten.
Es steht eine Menge auf dem Spiel in diesem komplexen und oft genug aber auch einfach nur unnötig komplizierten „Cops & Robbers“Kracher, der gern „Heat“oder „The Town“wäre, aber wegen überzogener Ambitionen noch hinter dem brachialen Trivial-Bang von „Takers“zurückbleibt.
Es gibt viel Muskelmasse und Testosteron, wenn im Cop-Lager Schwarze und Latinos sich mit Iren balgen, aber die Wirkungstreffer setzt Woody Harrelson, wenn er zwischen Alkohol- Russenmafia-Chefin Irina Vlaslov (Kate Winslet) zieht die Strippen. koma und Familiengrill zu professioneller Härte findet. Die mit Abstand härteste Figur im Spiel ist jedoch Kate Winslet als russisch-jüdische Gangsterkönigin in teurer, vulgärer Garderobe und mit einem Blick, der Nüsse knackt. Was von Moral zeugt. Der Film um sie herum ist nur das Produkt von Moralisten.
USA 2015, 116 Min.; Regie: John Hillcoat; Buch: Matt Cook; Kamera: Nicolas Karakatsanis; Musik: B. Krlic, A. &L. Ross, C. Sarne; Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Casey Affleck, Anthony Mackey, Clifton Collins Jr., Kate Winslet, Woody Harrelson.