Lieber tot als Sklave!
„Du verlierst sogar bei einer win-win-Situation!“Große Stücke hält Mirko nicht auf seinen Bruder Letscho. Als der Vater stirbt, erben die ungleichen Geschwister den maroden Familienbetrieb. Der finanzklamme Manager will den Laden sofort verkaufen. Doch sein Bruder und dessen Clan hängen mit Herzblut am Handel mit dem Altmetall.
Als eine versteckte Botschaft des Vaters auftaucht, ändern sich die Dinge dramatisch. Der Alte hatte den verwegenen Plan, einen Güterwaggon mit 40 Tonnen Kupfer von einem fahrenden Zug zu kapern. So generalstabsmäßig die schrecklich nette Schrott-Familie den Coup mit vereinten Kräften vorbereitet, so eindrucksvoll geht das Filmteam über weite Strecken bei der Inszenierung des Raubzuges vor. Dass im Nachspann eigens die Verantwortlichen für „Schweißarbeiten“oder „Gleisbau“genannt werden, vermittelt eine Ahnung von den enormen Anstrengungen der Produktion.
Der logistische Aufwand zahlt sich größtenteils aus, kommt so bei dieser kleinen Komödie doch fast ein bisschen prickelnde Atmosphäre wie bei klassischen CaperFilmen auf. Spannend wird das spektakuläre Gaunerstück über die Bühne gebracht, doch dann drohen heftigste Probleme. Zum Glück erinnert man sich des öfteren an das alte Familiemotto: „Lieber tot als Sklave.“
Das lässige Lustspiel über die Schrotthändler bietet vieles, was eine coole Komödie braucht: Sympathisch schrullige Außenseiter taugen allemal als BilderbuchBesetzung für das Figurenkarussell. Und der Streit unter ungleichen Brüdern, gerne auch mit Fäusten ausgetragen, gilt geradezu als Klassiker.
Der absurd abenteuerliche Raubzug mit diversen Wen- dungen sorgt für die notwendige Spannung, den amüsanten Ausgleich bieten lakonische Dialoge, die an den frühen Detlev Buck erinnern. Bei soviel gekonnter Originalität können sich „Die Ludolfs“(Doku-Soap aus dem Fernsehen) getrost verschrotten lassen.
Deutschland 2015, 102 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Max Zähle; Buch: Zähle, Johanna Pfaff, Oliver Keidel; Kamera: Carol Burandt von Kameke; Musik: Gary Marlowe, Daniel Hoffknecht; Darsteller: Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke, Heiko Pinkowski, Lars Rudolph, JanGregor Kremp
Neu im Kino: „Triple 9“von John Hillcoat – Thriller mit Casey Affleck, Kate Winslet und Woody Harrelson