Saarbruecker Zeitung

Lieber tot als Sklave!

- Von Dieter Oßwald

„Du verlierst sogar bei einer win-win-Situation!“Große Stücke hält Mirko nicht auf seinen Bruder Letscho. Als der Vater stirbt, erben die ungleichen Geschwiste­r den maroden Familienbe­trieb. Der finanzklam­me Manager will den Laden sofort verkaufen. Doch sein Bruder und dessen Clan hängen mit Herzblut am Handel mit dem Altmetall.

Als eine versteckte Botschaft des Vaters auftaucht, ändern sich die Dinge dramatisch. Der Alte hatte den verwegenen Plan, einen Güterwaggo­n mit 40 Tonnen Kupfer von einem fahrenden Zug zu kapern. So generalsta­bsmäßig die schrecklic­h nette Schrott-Familie den Coup mit vereinten Kräften vorbereite­t, so eindrucksv­oll geht das Filmteam über weite Strecken bei der Inszenieru­ng des Raubzuges vor. Dass im Nachspann eigens die Verantwort­lichen für „Schweißarb­eiten“oder „Gleisbau“genannt werden, vermittelt eine Ahnung von den enormen Anstrengun­gen der Produktion.

Der logistisch­e Aufwand zahlt sich größtentei­ls aus, kommt so bei dieser kleinen Komödie doch fast ein bisschen prickelnde Atmosphäre wie bei klassische­n CaperFilme­n auf. Spannend wird das spektakulä­re Gaunerstüc­k über die Bühne gebracht, doch dann drohen heftigste Probleme. Zum Glück erinnert man sich des öfteren an das alte Familiemot­to: „Lieber tot als Sklave.“

Das lässige Lustspiel über die Schrotthän­dler bietet vieles, was eine coole Komödie braucht: Sympathisc­h schrullige Außenseite­r taugen allemal als Bilderbuch­Besetzung für das Figurenkar­ussell. Und der Streit unter ungleichen Brüdern, gerne auch mit Fäusten ausgetrage­n, gilt geradezu als Klassiker.

Der absurd abenteuerl­iche Raubzug mit diversen Wen- dungen sorgt für die notwendige Spannung, den amüsanten Ausgleich bieten lakonische Dialoge, die an den frühen Detlev Buck erinnern. Bei soviel gekonnter Originalit­ät können sich „Die Ludolfs“(Doku-Soap aus dem Fernsehen) getrost verschrott­en lassen.

Deutschlan­d 2015, 102 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Max Zähle; Buch: Zähle, Johanna Pfaff, Oliver Keidel; Kamera: Carol Burandt von Kameke; Musik: Gary Marlowe, Daniel Hoffknecht; Darsteller: Lucas Gregorowic­z, Frederick Lau, Anna Bederke, Heiko Pinkowski, Lars Rudolph, JanGregor Kremp

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