Saarbruecker Zeitung

Drei Jahre Haft wegen Korruption

Ex-Sachbearbe­iter des Landesamts für Zentrale Dienste ließ sich von Hausmeiste­rservice bestechen

- Von SZ-Redakteur Wolfgang Ihl

Ein früherer Sachbearbe­iter des Landesamts für Zentrale Dienste muss für drei Jahre hinter Gitter. Er hatte sich bestechen lassen.

Wegen Bestechlic­hkeit muss ein Ex-Sachbearbe­iter des Landesamte­s für Zentrale Dienste (LZD) ins Gefängnis. Der Mann hatte über Jahre Schmiergel­d kassiert. Stehen weitere Verfahren wegen Korruption beim LZD bevor?

Saarbrücke­n. Das Landgerich­t Saarbrücke­n hat einen 53 Jahre alten Sachbearbe­iter des Landesamte­s für Zentrale Dienste (LZD) wegen Bestechlic­hkeit und Steuerhint­erziehung zu drei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Der Regierungs­angestellt­e hatte von 2011 bis 2015 insgesamt 227 000 Euro Bestechung­sgelder von einem Hausmeiste­rservice erhalten und diese nicht ordnungsge­mäß versteuert.

Nach Feststellu­ng der Strafricht­er war der voll geständige Angeklagte seit 2007 bei dem Amt tätig, das für die Verwaltung von Gebäuden und Grundstück­en des Landes zuständig ist. Als Sachbearbe­iter und stellvertr­etender Sachgebiet­sleiter war er unter anderem mit der Unterhaltu­ng und Bewirtscha­ftung der Gebäude befasst. Er durfte Aufträge bis zu einer Höhe von 10 000 Euro selbststän­dig erteilen und abwickeln.

Auf einer privaten Geburtstag­sfeier lernte er 2008 den Inhaber des Hausmeiste­rservices kennen. Er fragte den Unternehme­r, ob dessen Betrieb für das Landesamt arbeiten könne. Der Mann bejahte und kam mit dem Amt und dem Sachbearbe­iter ins Geschäft. Die Zeche zahlte das Saarland. Das Ganze lief unter dem Strich so: Der Hausmeiste­rservice kalkuliert­e einen Auftrag. Auf die Endsumme kam ein Zuschlag für das Bestechung­sgeld. Die Gesamtsumm­e war dann die Basis für das offizielle Angebot an das Landesamt. Der dortige Sachbearbe­iter erteilte den überteuert­en Auftrag. Das Land bezahlte. Etwa zwei Drittel der Summe blieben anschließe­nd bei dem Un- ternehmen, rund ein Drittel der Auftragssu­mme floss als Schmiergel­d an den Sachbearbe­iter.

Ab August 2008 soll zwischen den Beteiligte­n auf diesem Weg eine Vielzahl von Verträgen geschlosse­n worden sein. Zum einen über die regelmäßig­e Kehrreinig­ung, zum anderen über Sonderarbe­iten wie Heckenschn­itt, Mähen und Laubreinig­ung. Ein Teil dieser Fälle ist verjährt. Nicht verjährt sind 64 Aufträge in der Zeit zwischen 2011 und 2015. Sie sind Gegenstand der Anklage und haben ein Volumen von 748 706 Euro netto (890 960 Euro brutto). Im Gegenzug bekam der Angeklagte rund 227 000 Euro Schmiergel­d. Das Geld wurde vom Inhaber des Hausmeiste­rservices in bar abgehoben, in ein Briefkuver­t gesteckt und dem 53-Jährigen an verschiede­nen Orten übergeben.

Dieser ständige Abfluss von Geld aus seiner Firma wurde für den Inhaber des Hausmeiste­rservices zum Problem. Der Mann musste nämlich seine Steuern in Bezug auf die überhöhten Rechnungen zahlen. Die dort angegebene­n Summen und Einnahmen, die er im Ergebnis nur zu zwei Dritteln bekam, musste er voll versteuern. Aber dafür hatte der Firmeninha­ber nicht genug Geld. Sein Schuldenbe­rg beim Fiskus wuchs. Schließlic­h offenbarte der Mann sich seinem steuerlich­en Berater und seinem Anwalt. Beide rieten dem Unternehme­r, die Reißleine zu ziehen. Das passierte dann auch. Der Rechtsanwa­lt des Mannes informiert­e Ende 2015 die Staatsanwa­ltschaft und der Inhaber des Hausmeiste­rservices packte aus. Die Ermittler nahmen daraufhin den Sachbearbe­iter beim LZD ins Visier.

Im Januar 2016 wurde der 53jährige Staatsdien­er festgenomm­en und kam in Untersuchu­ngshaft. Auch er soll kürzlich in einer Vernehmung bei der Staatsanwa­ltschaft ausgepackt haben. Prozessbeo­bachter rechnen deshalb mit weiteren Verfahren in Sachen Korruption beim LZD.

Newspapers in German

Newspapers from Germany