Aus für den 500-Euro-Schein
Europäische Zentralbank begründet den Schritt mit Missbrauch durch Kriminelle
Das Aus für den 500-EuroSchein ist besiegelt. Die Abschaffung des Bargeldes drohe jedoch nicht, betont die Europäische Zentralbank. Für viele Bürger stelle Bargeld „gedruckte Privatsphäre“dar.
Frankfurt. Das Aus für den 500Euro-Schein ist besiegelt – das heißt aber nicht, dass nun die Abschaffung des Bargelds droht. „Wer nun glaubt, dass die Eurozone sich vom Bargeld verabschiedet, irrt“, schrieb Yves Mersch, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem Beitrag für „Spiegel Online“. Für viele Bürger symbolisiere Bargeld nicht nur Kaufkraft, sondern stelle „gedruckte Privatsphäre“dar. Die EZB beschloss am Mittwochabend in Frankfurt, dass die 500-Euro-Note nicht mehr gedruckt und die Ausgabe gegen Ende des Jahres 2018 eingestellt wird. Damit dürfte der Schein langfristig aus den Geldbörsen verschwinden. Verblie- bene Scheine sollen ihren Wert „für immer“behalten, erklärte die Zentralbank.
Grund für das Aus: Der 500Euro-Schein wird zunehmend von Kriminellen genutzt, um illegale Einkünfte zu verschleiern und Geld zu waschen. EZBStatistiken zufolge machen die Fünfhunderter nur drei Prozent aller Euro-Banknoten aus, decken aber 28 Prozent des Geldwertes ab. Die Entscheidung stieß auf erhebliche Kritik. „Die EZB sorgt mit ihrer Entscheidung für eine massive Einschränkung des Bargeldverkehrs und damit auch für eine massive Einschränkung der Freiheit“, erklärte der Finanzexperte Max Otte, der zu den Erstunterzeichnern der Initiative www.stop-bargeldverbot.de gehört. Sein Mitstreiter Thorsten Polleit warnte, die Entscheidung sei „erst der Auftakt zu einer Reihe von Maßnahmen“. „Wenn dem nicht Einhalt geboten wird, drohen Obergrenzen für Barzahlungen,
Der 500-Euro-Schein wird ab 2019 nicht mehr gedruckt.
Kapitalverkehrskontrollen, Meldepflichten für Barabhebungen und viele weitere Maßnahmen, mit denen unbescholtene Bürger kriminalisiert werden.“Die Initiative rief für den 14. Mai zu einer Protestkundgebung in Frankfurt auf.
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, kritisierte, ein Aus für die Bank- note hinterlasse den Eindruck, die EZB bereite damit eine weitere Absenkung des Leitzinses in den negativen Bereich vor. „Für die EZB würde es einfacher, die Negativzinsen weiter herunterzufahren“, argumentierte Fuest. „Denn Bargeld kennt keine Negativzinsen, wohl aber elektronische Konten.“afp
Das Aus für den 500-Euro-Schein ist eine Zäsur. Auch wenn die Politik das abstreitet. Sie weiß genau: Noch verbrennt sich jeder die Finger, wenn er den Versuch unternimmt, den Bürgern ein Stück gelebter Freiheit zu nehmen. Beim 500-Euro-Schein hält sich die Aufregung nur in Grenzen, weil ihn kaum jemand im Geldbeutel hatte. Misstrauen ist angesagt. Der Eindruck verfestigt sich, dass die Bürger peu à peu ans Bargeldlose gewöhnt werden sollen, weil der Fiskus und andere Behörden die Finanzgeschäfte der Menschen dann viel besser unter Kontrolle haben. Und mit einem ähnlichen Argument könnte man sich irgendwann auch daran machen, den 200 Euro-Schein einzumotten. Dann ist Gefahr im Verzuge, dann heißt es tatsächlich: Adieu, geliebtes Bargeld.