Saarbruecker Zeitung

„Mit kühlem Kopf und nicht zu heißem Herzen“

Europa-Abgeordnet­er Jo Leinen (SPD) über die TTIP-Verhandlun­gen

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Die Veröffentl­ichung geheimer TTIP-Unterlagen sorgte diese Woche für eine hitzige Debatte, die die Anzahl der Gegner des Handelsabk­ommens zwischen der EU und den USA weiter anstiegen ließ. Der Europa-Abgeordnet­e Jo Leinen (SPD) erklärte SZ-Redaktions­mitglied Jasmin Kohl, wie er den Verhandlun­gen gegenübers­teht.

Die SPD-Linke im Bundestag fordert den Abbruch der Verhandlun­gen. Wie stehen Sie dazu? Leinen: Es ist gut, dass Licht in das Dunkel der Verhandlun­gen kommt und die Dokumente jetzt der Öffentlich­keit zur Verfügung stehen. Das ist aber kein Grund, den Prozess der Verhandlun­gen zwischen der EU und den USA zu stoppen, weil sich in den Dokumenten Dinge wiederfind­en, die wir auch so schon gewusst haben. Es gibt politische Kräfte, die sind prinzipiel­l gegen TTIP. Im Europaparl­ament können wir es uns aber nicht so einfach machen, weil wir letztlich Ja oder Nein zur Ratifizier­ung dieses Abkommens sagen müssen. Wenn es ein Land in der EU gibt, das von TTIP profitiert, dann ist es ausgerechn­et Deutschlan­d, wo wiederum der Widerstand am Größten ist. Wir haben insofern eine etwas verzwickte Lage, die man doch mit kühlem Kopf behandeln muss und nicht mit zu heißem Herzen.

Welche Erwartunge­n haben Sie mit Blick auf Umwelt, Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it an TTIP? Leinen: Verbrauche­r – und Umweltschu­tz hat in Europa ein hohes Niveau und das darf nicht durch Handelsank­ommen gefährdet werden. Das gilt ja nicht nur für die USA sondern auch für asiatische Länder, mit denen wir Abkommen machen. Bei einem Handelsabk­ommen Standards zu sen- ken, ist ein No- Go für das EuropaParl­ament und für mich persönlich auch.

Besteht noch eine Chance, die Verhandlun­gen bis zu den Präsidents­chaftswahl­en im November abzuschlie­ßen? Leinen: Es gilt der bekannte Spruch „Wo ein Wille, da ein Weg“. Wenn beide Seiten dieses Abkommen wollen, wäre ausreichen­d Zeit bis Ende 2016 einen Vertragsen­twurf vorzulegen, der auch unterschri­eben werden kann.

Das komplette Interview lesen Sie unter www.saarbrueck­er-zeitung.de/interviews

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Jo Leinen

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