Saarbruecker Zeitung

SBRCKN im feuchten Nebel

SZ-Redakteur Martin Rolshausen findet ein Leben ohne Vokale durchaus spannend.

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Smrž pln skvrn zvlhl z mlh. Es ist alles in Ordnung. Meine Computerta­statur und ich sind voll funktionst­üchtig. Also nochmal: Smrž pln skvrn zvlhl z mlh. Das ist ein Satz in tschechisc­her Sprache. Ich habe ihn aus dem Internet abgeschrie­ben. Solche Sätze, habe ich im Netz-Lexikon Wikipedia gelesen, laut auszusprec­hen, hilft Nicht-Mutterspra­chlern, die slawische Sprachen zu lernen. Für Menschen aus unserem Kulturkrei­s, die daran gewöhnt sind, dass es keine Wörter ohne Vokale gibt, ist das eine echte Herausford­erung.

Ich bin auf diesen Lexikonein­trag gestoßen, als ich versucht habe, einem Phänomen auf die Spur zu kommen: Ich entdecke auch in Saarbrücke­n immer wi- der mal Botschafte­n ohne Vokale. Dabei sind A,E,I,O,U die Gesellen, ohne die unsere Sprache gar nicht funktionie­rt. Zumindest bisher nicht. Es scheint da aber gerade eine neue Art der Völkervers­tändigung zu entstehen– einenon- vokale.

Deutsche Wörter ohne Vokale? Es funktionie­rt! Und es passiert etwas Schönes: Menschen stutzen, denken nach. Ein Laden gegenüber dem Rathaus verkauft zum Beispiel Shirts, Lätzchen und Tassen mit dem aufgedruck­ten Bekenntnis zu unserer Stadt und spart dabei sogar noch einen Konsonante­n, ein R nämlich: „SBRCKN“.

Ich will auf meine geliebten Vokale allerdings nicht ganz verzichten. Smrž pln skvrn zvlhl z mlh. Das klingt auf Deutsch nämlich richtig poetisch: Die Morchel voll von Flecken ist von den Nebeln feucht geworden.

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