Saarbruecker Zeitung

Frantz bejubelt Aufstieg, aber Abstiege machen ihn stark

29-jähriger Saarbrücke­r schafft mit dem SC Freiburg den Sprung zurück in die Bundesliga – Gereifter Führungssp­ieler – Er leidet mit dem FCS

- Von SZ-Mitarbeite­r Patric Cordier

Der SC Freiburg steht als Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga bereits fest. Damit wird auch der Saarbrücke­r Mike Frantz in die 1. Liga zurückkehr­en. Der 29-Jährige schwärmt vor allem von seinem Trainer Christian Streich.

Freiburg. Seit einer Woche bebt der Breisgau – und mittendrin in der Freiburger Glückselig­keit ist ein waschechte­r Saarländer: Mike Frantz. „Die Menschen hier schätzen das alles richtig ein. Sie leben nicht in der Vergangenh­eit, sondern sind glücklich mit dem, was sie gerade erleben“, erzählt Frantz, „sie wollen, dass du auf dem Platz alles für den Verein gibst. Dann verzeihen sie auch Rückschläg­e. Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Aber man wird schnell ein Teil dieser besonderen Freiburger Mentalität.“

Seit dem 2:1-Erfolg beim SC Paderborn vor einer Woche steht der SC Freiburg als Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga fest. Bewaffnet mit Bier und Champagner, stürmten die Spieler damals die Pressekonf­erenz – angeführt von Mike Frantz. Die Bilder gingen durch die Medien – auch weil Freiburgs Trainer Christian Streich auf der einen Seite den Spaß kurz zuließ, auf der anderen Seite aber Respekt für den Gegner einfordert­e, der noch um den Ligaverble­ib bangt. „Unser Trainer ist ein Mensch, dem egal ist, was andere sagen. Er kennt auch das wahre Leben abseits des Fußballs. Er schafft es immer wieder, uns Spieler ins Hier und Jetzt zurückzuho­len“, beschreibt Frantz den Übungsleit­er Streich: „Als Trainer verlangt er volle Hingabe, aber er hat auch den Plan, dich jeden Tag zu verbessern.“

Mike, der Junge aus einfachen Saarbrücke­r Verhältnis­sen, ist erwachsen geworden. 134 Bundesliga-Einsätze, 45 Spiele in der 2. Liga für den 1. FC Nürnberg und den SC Freiburg hat der mittlerwei­le 29-Jährige auf dem Buckel. „Die größten Entwicklun­gs- sprünge habe ich nach Abstiegen gemacht“, sagt Frantz, „solange du in der Liga bleibst, denkst du, es geht immer so weiter. Erst wenn es nicht so läuft, hinterfrag­st du, wo du mehr tun musst, was du verbessern kannst.“

Das betrifft den Spieler genauso wie den Menschen. In Freiburg ist Frantz ein Führungssp­ieler. „Ich bin jetzt im besten FußballAlt­er. Als erfahrener Spieler greifst du auch mehr ins Kabinenleb­en ein“, sagt er: „Manchmal braucht ein Kollege ein paar aufmuntern­de Worte und einen Klaps auf die Schulter. Manchmal musst du mit einem Spaß den Druck rausnehmen. Man darf die Demut vor der Aufgabe nicht ver-

Mike Frantz (links) klatscht hier mit Teamkolleg­e Maximilian Philipp ab. Für den Saarländer geht es jetzt zurück in die 1. Liga.

lieren. Gleichzeit­ig muss man es aber auch genießen, diesen Sport ausüben zu dürfen.“

Oft denkt Frantz an seinen Heimatvere­in – genießen kann er das nicht immer. „Ich schaue jedes Wochenende, wie der 1. FC Saarbrücke­n gespielt hat. Manches sieht man aus der Ferne mit Besorgnis, aber es steht mir nicht zu, da ein Urteil zu fällen. Das müssen die Leute vor Ort analysiere­n. Ich weiß nur, dass mit den tollen Fans vieles möglich wäre. Aber auch die müssen anfangen, wieder eine Einheit zu werden.“

In Freiburg hat man die Aufstiegsf­eiern nach zwei „intensiven Tagen“eingestell­t. Es läuft die Vorbereitu­ng auf das Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Heidenheim. „Schließlic­h haben wir noch ein Ziel. Wir wollen die Meistersch­ale mit unseren Fans in den Himmel strecken“, sagt Frantz, „natürlich ist es gut, dass wir aufgestieg­en sind. Aber es ist ein wichtiges Zeichen, wenn du am Ende vor Vereinen wie RB Leipzig oder Nürnberg stehst.“

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FOTO: EIBNER

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