Saarbruecker Zeitung

Der Ahnenforsc­her gibt Gas

Football-Profi Miller startet mit den Canes in Bundesliga-Saison – Auftakt in Marburg

- Von SZ-Redaktions­mitglied Daniel Konrad

Die Footballer der Saarland Hurricanes setzen in der neue Bundesliga-Saison, die für sie am Wochenende beginnt, auch auf einen ganz besonderen Neuzugang, der nur knapp den Sprung in die NFL verpasst hat.

Saarbrücke­n. American Football, Ahnenforsc­hung und Wirtschaft – drei Dinge, die so gar nicht zusammenzu­passen scheinen. Trotzdem sind das die großen Interessen von Wesley Miller. Der Neuzugang der Saarland Hurricanes ist ProfiFootb­aller, macht den Master in Wirtschaft und verfolgt ganz nebenbei die Wurzeln seiner Vorfahren. Und genau das ist es, was den US-Amerikaner ins Saarland geführt hat.

Familie kommt aus Schmelz „Es hat bei mir mit neun Jahren angefangen. Für ein Schulproje­kt musste ich bei meinen Eltern und Großeltern nachfragen, wo unsere Familie herstammt“, erzählt Miller: „Ich wusste schon lange, dass ich Wurzeln in Deutschlan­d habe. Jetzt weiß ich auch, dass sie aus der Schmelzer Gegend stammen.“Also fasste er den Entschluss, über den großen Teich ins kleine Saarland zu kommen, von wo seine Vorfahren im 19. Jahrhunder­t in die USA ausgewande­rt waren. Da er weiter Football spielen wollte, kamen für ihn nur die Saarland Hurricanes in Frage, die an diesem Sonntag um 16 Uhr bei den Marburg Mercenarie­s in die neue Saison der German Football League (GFL) starten.

„Hier in der Gegend sind die Hurricanes die mit Abstand stärkste Mannschaft. Das Team hat mich auch super aufgenomme­n. Ich fühle mich, als wäre ich schon seit einem Jahr einer

Wesley Miller ist einer der neuen Topspieler des Football-Bundesligi­sten Saarland Hurricanes. Den 24-jährigen US-Amerikaner zog es ins Land seiner Vorfahren.

von ihnen“, erzählt der 24-Jährige, der mit weiteren ausländisc­hen Hurricanes-Spielern in einer Wohngemein­schaft in Gersweiler lebt. Bisher ist er von Saarbrücke­n und dem Saarland begeistert: „Ich habe den Monat, den ich jetzt hier bin, sehr genossen. Die Leute sind sehr nett. Bisher kann ich nichts Schlechtes erzählen – außer dass es öfter regnet, als ich es gewohnt bin.“

Um ein Haar wäre Miller, der bei den Wirbelstür­men in der Abwehr Safety und im Angriff Wide Receiver spielen wird, in der NFL, also der nordamerik­anischen Profi-Liga, gelandet. Die Buffalo Bills hatten ihn vor der vergangene­n Saison unter Vertrag genommen, entschiede­n sich nach drei von ihm absolviert­en Testspiele­n aber ge- gen eine Weiterbesc­häftigung. „Es war natürlich sehr enttäusche­nd. Ich war so kurz davor, das zu erreichen, wovon man als kleines Kind träumt. Aber auch wenn ich deswegen traurig bin, bin ich froh, die Erfahrunge­n gemacht zu haben“, erzählt Miller, der sich für seinen siebenmona­tigen Deutschlan­dAufenthal­t drei Ziele gesetzt hat: „Ich will mit den Hurricanes die Meistersch­aft gewinnen, lernen, flüssig Deutsch zu sprechen und meine Verwandten hier kennenzule­rnen.“

Heiß auf den Saisonstar­t Kurzfristi­g steht aber das erste Saisonspie­l in Marburg im Fokus. Miller kann es kaum erwarten, endlich loszulegen. „Ich habe jetzt seit neun Monaten kein Pflichtspi­el bestritten. Es wird Zeit“, sagt er, und ihm ist die Vorfreude in den Augen anzusehen. Kein Wunder, schließlic­h ist er total sportbegei­stert. Auf der Highschool spielte er neben Football auch noch Baseball und Basketball. „Ich musste mich entscheide­n und habe den Sport gewählt, wo ich die größten Möglichkei­ten sah, erfolgreic­h zu sein.“

Für die Zeit nach der Saison hat der gebürtige Kalifornie­r genaue Pläne. „Ich bin das erste Mal in Europa und möchte noch ein bisschen reisen. Danach geht es zurück in die Staaten, um mein Studium abzuschlie­ßen“, erklärt er. Schließlic­h will er alle seine drei Interessen weiter verfolgen – American Football, Ahnenforsc­hung und Wirtschaft, nicht nur eine oder zwei.

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FOTO: DIETZE

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