Saarbruecker Zeitung

„Es hätte früher passieren müssen“

Ehemaliger Betreuer türkischer Studenten im Saarland begrüßt geplante Visa-Freiheit

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Vor 14 Jahren hat er in der Türkei selbst ein Visum für Deutschlan­d beantragt: Mit dem Leiter des mittlerwei­le aufgelöste­n Vereins „Türkische Studierend­e im Saarland“, Mustafa Acik, sprach SZRedaktio­nsmitglied Fatima Abbas über die Aufhebung der VisaPflich­t für türkische Staatsbürg­er. Herr Acik, ist es begrüßensw­ert, dass Türken in Zukunft höchstwahr­scheinlich ohne Visum in die EU reisen können?

Acik: Es ist auf jeden Fall eine gute Sache. Vor allem, wenn Familien in der Türkei spontan Urlaub machen möchten. Ich kenne das von meinen eigenen Geschwiste­rn. Bisher war das immer sehr lästig. Ist diese Maßnahme überfällig? Acik: Ja, es hätte auf jeden Fall früher passieren müssen. Seit den 60er Jahren spricht man darüber. Seit 30 oder 40 Jahren wird die Türkei von der EU hingehalte­n.

Die Aufhebung der Visumspfli­cht gilt nur für Kurzaufent­halte bis maximal 90 Tage, nicht für Studenten-Visa. Wie finden Sie das?

Acik: Als ich im Studierend­enVerein aktiv war, war die Visumspfli­cht nie ein Thema. Die Studenten hatten andere Sorgen. Ich finde es in Ordnung, dass die geplante Visa-Freiheit erst einmal für 90 Tage gelten soll. Wenn das gut läuft, wird sie in Zukunft sicherlich ausgeweite­t und dann profitiere­n auch die Studenten davon. Was bisher ungerecht ist: Wer in der Türkei ein StudentenV­isum für das EU-Ausland beantragt, bekommt es nur, wenn er über ausreichen­d Geld verfügt.

Kann es sein, dass durch eine Aufhebung der Visa-Pflicht auch mehr Kurden in die EU einreisen?

Acik: Ich denke nicht, dass es dadurch einen Zustrom geben wird. Die Kurden, die daran interessie­rt sind, gemeinsam eine bessere Türkei aufzubauen, werden sich nicht auf den Weg nach Europa machen, sondern in ihrem Land bleiben. Wer nach Europa kommen möchte, egal, ob Kurde oder nicht, wird die Visa-Freiheit natürlich nutzen.

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