Weil Geld eben doch zählt
Ausbildungsvergütung: Große Unterschiede je nach Branche – SZ-Serie, Teil 6
Geld ist nicht alles? Sicher, bei der Berufswahl spielt das Gehalt trotzdem eine Rolle. Wem die Größe der Lohntüte wichtig ist, sollte sich gut informieren – denn schon in der Ausbildung gibt es große Unterschiede.
Saarbrücken. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat einmal gesagt: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“So ungefähr lässt sich das auch auf die Berufswahl anwenden. Denn einerseits ist es für die allermeisten sicher nicht ratsam, einen Beruf zu ergreifen, der zwar ordentlich Geld abwirft, aber überhaupt keinen Spaß macht oder einen völlig überfordert. Andererseits: Ein gutes Gehalt kann das Leben schon einfacher machen. Und sich mal einen Strandurlaub leisten zu können statt immer nur – was sicher auch schön ist! – die Mosel rauf- und runterzuwandern, fließt bei dem einen oder anderen bestimmt in die Entscheidungsfindung mit ein.
Denn die Gehaltsunterschiede schon in der Ausbildung sind durchaus nicht zu verachten. Vor allem die Wahl der Branche entscheidet über die Höhe des zu erwartenden Lohns. Ein Beispiel: Im Maler- und Lackiererhandwerk bekommt man im ersten Jahr ein Bruttogehalt von 485 Euro im Monat. Im Baugewerbe stehen Lehrlingen im ersten Jahr dagegen 708 Euro zu – ein Unterschied von rund 45 Prozent. Im dritten Lehrjahr ist der Unterschied noch gravierender: 670 Euro stehen 1374 Euro gegenüber. Das gilt auch, wenn die Zugangsvoraussetzungen ähnlich sind: Ob Maler und Lackierer oder Straßenbauer – für beides reicht ein Hauptschulabschluss. Zweiterer ist finanziell aber oft besser dran.
Die Gründe für solche Unterschiede sind vielfältig. Kirsten Schilt vom saarländischen Arbeitgeberverband Bau (der sowohl Maler- als auch Straßenbau-Firmen vertritt) weist etwa auf die Größe der Unternehmen hin. „So fängt ein Unternehmen im Straßenbau erst bei etwa fünf bis zehn Mitarbeitern an, während im Malerhandwerk oftmals nur der Chef und ein Geselle oder Auszubildender tätig sind.“Einfluss habe außerdem das Sozialkassensystem im Baugewerbe. Während ausbildende Unternehmen des Bauhauptgewerbes eine Berufsbildungsumlage – also einen Solidarbeitrag von allen Bauunternehmen – erhalten, sei das im Malerhandwerk nicht der Fall.
Selbst Betriebe innerhalb einer Branche vergüten unterschiedlich, je nachdem, ob ein Betrieb nach Tarif bezahlt (alle hier aufgeführten Brutto-Beispiellöhne sind den entsprechenden Tarifverträgen für das Saarland entnommen) oder nicht. Ausbildungsgehälter dürfen die im Tarifvertrag festgesetzte Vergütung jedoch generell nicht um mehr als 20 Prozent unterschreiten. Und auch die Region entscheidet über die Größe der Lohntüte: In den ostdeutschen Bundesländern verdient man in der Regel weniger als im Westen der Bundesrepublik.
Auch nach der Ausbildung bleiben Unterschiede bei der Vergütung je nach Branche bestehen. Es lohnt sich also, sich im Vorfeld zu informieren. Freilich lohnt es sich außerdem, in Weiterbildungen zu investieren. Als erfahrener Malermeister kann man auch schon mal bis zu 4000 Euro im Monat machen.
Die Tarifvereinbarungen fürs Saarland lassen sich im Internet unter www.saarland.de einsehen. Dort erst auf „Themenportale“, dann auf „Tarifregister – Tariftreue“klicken. Die bisher erschienen Teile der SZ-Ausbildungsserie im Internet: www.saarbruecker-zeitung.de/serie-ausbildung.