Saarbruecker Zeitung

Wenn Armut krank macht

Saarländis­che Armutskonf­erenz fordert: Zuzahlunge­n für Medikament­e streichen

- Von SZ-Redaktions­mitglied Patricia Heine

Arme Menschen können Zuzahlunge­n zum Krankenhau­saufenthal­t, für Brillen, Kuren und bestimmte Medikament­e oft nicht leisten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Saarländis­chen Armutskonf­erenz.

Saarbrücke­n. Vielen armen Menschen im Saarland geht es nicht gut. Zahnersatz, Brillen, Krankenhau­saufenthal­te oder Zuzahlunge­n für Medikament­e können sie sich oft nicht leisten. Das ergab die jüngste Umfrage der Saarländis­chen Armutskonf­erenz. Deshalb fordert der Verein, dass Arme zu Medikament­en, die ihnen der Arzt als notwendig verordnet hat, nichts zahlen müssen.

An der Umfrage nahmen 60 Betroffene teil. 35 Prozent der Befragten nennen ihren Gesundheit­szustand schlecht. Jeder Dritte hatte schon konkrete Selbstmord­gedanken. Im Durchschni­tt seien über 24 Euro für Medikament­e im Monat selbst zu zahlen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Gesundheit­sleistunge­n wie Zahnersatz, Brillen und Zuzahlunge­n zu Kuren nicht bezahlen zu können.

Die Aussagen dieser relativ kleinen Gruppe hält Wolfgang Edlinger, Vorsitzend­er der Armutskonf­erenz, für sehr wichtig. In der Saarbrücke­r Wärmestube sei er jedes Jahr mit acht bis zehn Todesfälle­n konfrontie­rt. Das Hauptprobl­em liege darin, dass sich die Armen keine Gesundheit­svorsorge leisten können. Krankheite­n oder Verletzung­en verschlepp­ten sie dann, bis es manchmal zu spät sei.

Alleinsteh­ende gelten in

Wenn das letzte Geld für Essen draufgeht, muss die Gesundheit oft zurücksteh­en.

Deutschlan­d als arm, wenn sie weniger als 917 Euro im Monat zur Verfügung haben. Die Armutsquot­e im Saarland liegt momentan bei 17,5 Prozent und damit über dem Bundesdurc­hschnitt von 15,4 Prozent. Doch jenseits von Zahlen will die Saarländis­che Armutskonf­erenz zeigen, wie es den Armen im Saarland wirklich geht.

Den Armuts- und Reichtumsb­ericht der Landesregi­erung will der Verein spätestens Anfang des kommenden Jahres mit einem „Schattenbe­richt“ergänzen. Darin erzählen von Armut Betroffene von ihren Ängsten und Wünschen. „Nur mit diesen persönlich­en Berichten finden wir heraus, wo gehandelt werden muss. Wie der Alltag der Betroffene­n aussieht, ist in der Öffentlich­keit bisher noch nicht angekommen“, kritisiert Edlinger. Um darauf aufmerksam zu machen, hat die Armutskonf­erenz einen Film gedreht. Darin erzählen acht Menschen, wie sie sich durch den Alltag kämpfen. Der Film „Leben trotz Armut“läuft am Freitag, 13. Mai, um 19 Uhr im Saarbrücke­r Kino Achteinhal­b.

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