Des is die reinscht Dampnuul
Wir hatten den Ausdruck „E abgeluddschdes Berschmannsguddsje“kennen gelernt in der scherzhaften Wendung „aussiehn wie e abgeluddschdes Berschmannsguddsje“(schlecht aussehen). Ergänzend dazu schreibt der 84jährige Rudolf Schirra, man habe in seiner Jugendzeit ein flatterhaftes Mädchen oder eine leichtlebige Frau als „abgeluddschdes Berschmannsguddsje“bezeichnet. Wenn es um Mundart geht, erinnern sich viele Menschen an die Wörter ihrer Kindheit. So auch Dieter Staerck aus Saarbrücken; schmunzelnd berichtet er, dass seine Tante aus dem Hochwald ihn liebevoll als „Durrläbbes“(dürrer Schlaks) zu verspotten pflegte. Im Pfälzischen Wörterbuch gibt es dieses Wort nicht, wohl aber andere Wörter gleicher Bedeutung: Ein am ganzen Körper magerer Mensch ist ein „Därrarsch“oder „Därrmeckes“, ein hohlwangiger Mensch ist ein „Därrmaul“. Früher wurden Superschlanke eher verspottet als bewundert: „Er iss so fett wie em Dood sei Därrflääschreisender“(Er ist so fett wie des Todes Dürrfleischreisender) oder „Wann das Ribbegeschdell dòò erumschleischd, kannsche sei Gnoche rabbele heere“(Wenn dieses Knochengestell da herumschleicht, kann man seine Knochen rappeln hören).
Von Adelinde Wolf aus Werschweiler/Ostertal erfuhr ich die Bezeichnung „Salskirschdscher“für Dampfnudeln. Bisher kannte ich dafür nur die Wörter: „Haawedambnuddele“oder „Haawedambnurrele“(Pfälzer Westrich), „Hebbgneedel“(Fechingen), „Bladdkäbb“(Oberwürzbach) und „Dääschnuudele“(St. Ingbert). Der Volksmund verwendet die „Dambnuudele“auch gern für seine bildhafte Sprache. Im Pfälzischen Wörterbuch finden wir „Sein Gsicht is so dick wie e Dampnurel“; „Des is die reinscht Dampnuul“(ein dickes Mädchen); „Dem geht ’s Herz uf wie e Dampnudel“.
Auf einen Vergleich aus der bäuerlichen Tierwelt und aus der industriellen Arbeitswelt stieß ich bei dem lothringischen Autor Lucien Schmitthäusler. In seiner Erzählung „S’Uscheni“schreibt er: „Diss hat dir doch e Ärsch wie’e Brasserieschimmel.“Und sein Kollege setzt noch eins drauf: „Jo, jo! Do kà’mer sààn, wie’s Brebacher Fierwerk.“Mit „Brebacher Fierwerk (Feuerwerk)“ist die Hütte gemeint. Diese Geschichte fand ich in dem neuen Buch „Von Bitche nach Thionville. Lothringische Mundartdichtung der Gegenwart“(Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert). Darin sind Gedichte, Erzählungen, Nachdichtungen und Dramen der lothringischen Autoren Lucien Schmitthäusler, Marianne Haas-Heckel, Jean-Louis Kieffer und Alphonse Walter sowie die Lieder der Musiker Hervé Atamaniuk, Jo Nousse, Marcel Adam und Zottel Kéniche veröffentlicht.