Tradition schützt vor Abstieg nicht
Kampf um Ligaverbleib in Bundesliga spitzt sich zu – VfB Stuttgart besonders gefordert
Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga geht in die entscheidende Phase. Sechs Clubs müssen fürchten, mit Hannover 96 den Gang in die 2. Liga anzutreten. Vor allem für den VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt sieht es gar nicht gut aus.
Stuttgart. Angst vor dem Super-Gau, jede Menge PsychoSpielchen und Verbal-Attacken – vor dem Finale im Kampf um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga sind die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen gespannt. Schon vor den ausstehenden beiden Spieltagen steht fest, dass Tradition nicht vor Abstieg schützt: Auf den Plätzen 15 bis 17 tummeln sich zehn deutsche Meisterschaften, 13 DFB-Pokalsiege und zwei Europacup-Triumphe.
Ganz düster sieht es für den VfB Stuttgart (fünf Meisterschaften, drei Pokalsiege) auf dem vorletzten Platz aus. Nach dem 2:6-Debakel bei Werder Bremen am vergangenen Montag droht den Schwaben (33 Punkte) der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte nach 1975. Der klare Negativtrend und die großen Personalprobleme sprechen gegen das Team von Trainer Jürgen Kramny.
Ex-Präsident Erwin Staudt plagen vor dem vorentscheidenden Spiel an diesem Samstag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) große Sorgen. „Ein Abstieg wäre für mich das größte anzunehmende Unglück im Sport. Ich will gar nicht daran denken. Das wäre der Super-Gau“, sagt der 68-Jährige. Auch Stuttgarts Bürgermeister Fritz Kuhn bangt: „Der VfB ist ein Imageträger der Stadt. Es wäre herb, wenn er nicht mehr in der 1. Liga spielen würde.“
Trotz aller Probleme beim VfB steht für die Buchmacher ein anderer Traditionsclub ganz oben auf der Liste der potenziellen Absteiger: Eintracht Frankfurt (eine Meisterschaft, vier Pokalsiege, ein EuropacupErfolg) hat eine noch schlechtere Quote als die Schwaben. Das liegt auch daran, dass der Eintracht (33 Punkte) im bevorstehenden Duell mit Borussia Dortmund kaum etwas zugetraut wird. Vielleicht ist das auch der Grund für das offensichtliche Ablenkungsmanöver des scheidenden Clubchefs Heribert Bruchhagen, der über die Methoden (Bowlingabend) des Lokalrivalen Darmstadt 98 (35 Punkte) hergezog. „Die Situation ist sehr angespannt. Jetzt zählt ausschließlich die Konzentration auf dem Trainingsplatz. Wer glaubt, eine Mannschaft auf der Bowlingbahn formen zu können, der liegt falsch“, sagt Bruchhagen: „Einen Gemeinschaftsabend zu machen und dann richtig auf den Tisch zu hauen, das ist der größte Blödsinn aller Zeiten.“
Darmstadts Trainer Dirk Schuster kontert Bruchhagen vor der Partie bei Hertha BSC. „Er darf seine Meinung haben. Die wird voll respektiert. Wir haben die Mannschaft auf der Bowlingbahn ja nicht auf das Spiel vorbereitet“, sagt Schuster: „Die Bowling-Einheit war eine gute Abwechslung zur täglichen Trainingsarbeit.“
Ob Bruchhagen auch den Ansatz der Bremer (vier Meisterschaften, sechs Pokalsiege, ein Europacup-Erfolg) kritisch beäugt, ist nicht überliefert. Werder (34 Punkte) setzt auf totale Konzentration und reiste bereits am Donnerstag zum letzten Auswärtsspiel beim 1. FC Köln. „Wir wollen uns mit der nötigen Ruhe auf das Spiel fokussieren“, sagt Trainer Viktor Skripnik, der einen leidenschaftlichen Auftritt mit kühlem Kopf fordert: „Wir wollen sicher nicht Harakiri machen.“
Konzentriert wollen auch 1899 Hoffenheim und der FC Augsburg (beide 37 Punkte) zu Werke gehen. Schließlich können sich die Kraichgauer (in Hannover) und die bayrischen Schwaben (bei Schalke) schon am vorletzten Spieltag retten.