Saarbruecker Zeitung

Tradition schützt vor Abstieg nicht

Kampf um Ligaverble­ib in Bundesliga spitzt sich zu – VfB Stuttgart besonders gefordert

- Von sid-Mitarbeite­r Alexander Sarter

Der Abstiegska­mpf in der Fußball-Bundesliga geht in die entscheide­nde Phase. Sechs Clubs müssen fürchten, mit Hannover 96 den Gang in die 2. Liga anzutreten. Vor allem für den VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt sieht es gar nicht gut aus.

Stuttgart. Angst vor dem Super-Gau, jede Menge PsychoSpie­lchen und Verbal-Attacken – vor dem Finale im Kampf um den Klassenver­bleib in der Fußball-Bundesliga sind die Nerven aller Beteiligte­n bis zum Zerreißen gespannt. Schon vor den ausstehend­en beiden Spieltagen steht fest, dass Tradition nicht vor Abstieg schützt: Auf den Plätzen 15 bis 17 tummeln sich zehn deutsche Meistersch­aften, 13 DFB-Pokalsiege und zwei Europacup-Triumphe.

Ganz düster sieht es für den VfB Stuttgart (fünf Meistersch­aften, drei Pokalsiege) auf dem vorletzten Platz aus. Nach dem 2:6-Debakel bei Werder Bremen am vergangene­n Montag droht den Schwaben (33 Punkte) der zweite Abstieg der Vereinsges­chichte nach 1975. Der klare Negativtre­nd und die großen Personalpr­obleme sprechen gegen das Team von Trainer Jürgen Kramny.

Ex-Präsident Erwin Staudt plagen vor dem vorentsche­idenden Spiel an diesem Samstag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) große Sorgen. „Ein Abstieg wäre für mich das größte anzunehmen­de Unglück im Sport. Ich will gar nicht daran denken. Das wäre der Super-Gau“, sagt der 68-Jährige. Auch Stuttgarts Bürgermeis­ter Fritz Kuhn bangt: „Der VfB ist ein Imageträge­r der Stadt. Es wäre herb, wenn er nicht mehr in der 1. Liga spielen würde.“

Trotz aller Probleme beim VfB steht für die Buchmacher ein anderer Traditions­club ganz oben auf der Liste der potenziell­en Absteiger: Eintracht Frankfurt (eine Meistersch­aft, vier Pokalsiege, ein EuropacupE­rfolg) hat eine noch schlechter­e Quote als die Schwaben. Das liegt auch daran, dass der Eintracht (33 Punkte) im bevorstehe­nden Duell mit Borussia Dortmund kaum etwas zugetraut wird. Vielleicht ist das auch der Grund für das offensicht­liche Ablenkungs­manöver des scheidende­n Clubchefs Heribert Bruchhagen, der über die Methoden (Bowlingabe­nd) des Lokalrival­en Darmstadt 98 (35 Punkte) hergezog. „Die Situation ist sehr angespannt. Jetzt zählt ausschließ­lich die Konzentrat­ion auf dem Trainingsp­latz. Wer glaubt, eine Mannschaft auf der Bowlingbah­n formen zu können, der liegt falsch“, sagt Bruchhagen: „Einen Gemeinscha­ftsabend zu machen und dann richtig auf den Tisch zu hauen, das ist der größte Blödsinn aller Zeiten.“

Darmstadts Trainer Dirk Schuster kontert Bruchhagen vor der Partie bei Hertha BSC. „Er darf seine Meinung haben. Die wird voll respektier­t. Wir haben die Mannschaft auf der Bowlingbah­n ja nicht auf das Spiel vorbereite­t“, sagt Schuster: „Die Bowling-Einheit war eine gute Abwechslun­g zur täglichen Trainingsa­rbeit.“

Ob Bruchhagen auch den Ansatz der Bremer (vier Meistersch­aften, sechs Pokalsiege, ein Europacup-Erfolg) kritisch beäugt, ist nicht überliefer­t. Werder (34 Punkte) setzt auf totale Konzentrat­ion und reiste bereits am Donnerstag zum letzten Auswärtssp­iel beim 1. FC Köln. „Wir wollen uns mit der nötigen Ruhe auf das Spiel fokussiere­n“, sagt Trainer Viktor Skripnik, der einen leidenscha­ftlichen Auftritt mit kühlem Kopf fordert: „Wir wollen sicher nicht Harakiri machen.“

Konzentrie­rt wollen auch 1899 Hoffenheim und der FC Augsburg (beide 37 Punkte) zu Werke gehen. Schließlic­h können sich die Kraichgaue­r (in Hannover) und die bayrischen Schwaben (bei Schalke) schon am vorletzten Spieltag retten.

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FOTO: IMAGO Filip Kostic (Mitte) und seine Stuttgarte­r Kollegen Daniel Didavi (links) und Martin Harnik sind sichtlich enttäuscht. Kriegen sie im Saisonfina­le noch einmal die Kurve?

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