Saarbruecker Zeitung

Herzschmer­z im Museum

Eine Ausstellun­g in Köln zeigt Relikte aus gescheiter­ten Beziehunge­n

- Von dpa-Mitarbeite­r Jonas-Erik Schmidt

Zigaretten­stummel, Haare, ein Dildo: Dem „Museum of Broken Relationsh­ips“haben Menschen Dinge überlassen, die sie an das Ende ihrer Beziehung erinnern. Zu Besuch in einer ungewöhnli­chen Ausstellun­g in Köln.

Köln. Angelika Jäkel hinterließ einen ganzen Kasten, gefüllt mit Rosen, Tee und Haaren. Sie sammelte sie damals für ihren Freund. Die beiden hatten sich 2001 im Kölner Karneval kennengele­rnt. 2007 trafen sie sich zufällig genau dort wieder und beschlosse­n, zusammenzu­bleiben. Er lebte in Paris, aber die Fernbezieh­ung funktionie­rte. „Dann habe ich den großen Fehler gemacht und habe ihn in meine Wohnung ziehen lassen“, sagt sie heute. Irgendwann machte er Schluss.

Zurück blieb der Kasten. Dass er jetzt im „Museum of Broken Hearts“steht, weiß der Ex-Freund nicht. Er ist jetzt Teil der Wanderauss­tellung mit Relikten aus gescheiter­ten Beziehunge­n, die noch bis zum 15. Mai in Köln gastiert. Jäkel gehört zu den mutigen Spendern aus Köln und Umgebung, die ihren Namen nennen. Denn diejenigen, die Kurator Kai Kullen Alltagsgeg­enstände aus zerflossen­en Romanzen überlassen haben, bleiben weitgehend anonym. Das ist der Deal. Ausgedacht haben sich die ausgefalle­ne Ausstellun­gsidee die kroatische­n Künstler Olinka Vistica und Drazen Grubisic. Mittlerwei­le haben die beiden schon Tausende dieser Gegenständ­e gesammelt.

Manche Ausstellun­gsstücke sprechen für sich, etwa das Brautkleid, das verbrannt und in ein Marmeladen­glas gefüllt wurde. Oder die Geschichte einer Frau, die dem Museum ihre Eheringe überließ. Ihr Mann hatte sie während einer schweren Krankheit begleitet, um ihr nach der Genesung einen Abschiedsb­rief

Voller Aschenbech­er – Ergebnis einer schlaflose­n Nacht.

zu hinterlass­en. Das erzählt die Notiz, die wie dieses auch jedes andere Exponat begleitet.

Eher erotisch als romantisch ist die „Fetisch-Ecke“, wie sie Kurator Kullen nennt. Da liegt ein Dildo, verschenkt, weil man sich doch geschworen hatte, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Der Trennungsg­rund? Die Geschichte zu den Strapsen, die ebenfalls in der Ecke liegen, ist kurz, aber aufschluss­reich. Sie seien nie getragen worden, schreibt da jemand. Die Beziehung hätte vielleicht länger gehalten, „hätte ich es getan“. Ein Ex-Freund hinterließ einen Aschenbech­er, er ist das Überbleibs­el einer schlaflose­n Nacht voller Liebeskumm­er. Nach der Trennung sei es dem Besitzer unmöglich gewesen, den Aschenbech­er zu leeren.

Manchmal ist die Ausstellun­g auch lehrreich, weil sich Muster erkennen lassen. Grob gesagt: Auslandsse­mester sind für Paare ein gefährlich­es Pflaster. Auch der Karneval spielt in Liebesdram­en eine wichtige Rolle. Jemand hat dazu eine Tube Herpes-Creme eingereich­t.

Bis 15. Mai im Alten Pfandhaus in Köln. Eintritt frei.

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FOTOS: DPA Selbst Eheringe wurden im Museum abgegeben.
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