Saarbruecker Zeitung

Sein Auto im rechten Moment verkaufen

Im Laufe der Jahre werden die Reparaturk­osten immer höher – Kilometers­tand kein Gradmesser für Verschleiß

- Von unserem Mitarbeite­r Stefan Woltereck

Ein neues Auto ist im ersten Jahr wegen des raschen Wertverlus­ts am teuersten. Später steigen dann allerdings die Wartungsun­d Reparaturk­osten. Wann also ist der beste Zeitpunkt, sein Auto zu verkaufen?

Saarbrücke­n. Der eine gönnt sich jedes Jahr ein neues Auto. Er schätzt modernste Technik, liebt fleckenlos­e Polster und den Duft von frischem Lack. Pannen sind kein Thema, sein Gebrauchte­r bringt gutes Geld. Der zweite fährt vier, fünf Jahre, 50 000 oder auch 80 000 Kilometer. Reparature­n halten sich meist auch für ihn in Grenzen. Manche Marken geben sogar so lange Garantie. Der Dritte schließlic­h genießt angejahrte­n Luxus für ein Spottgeld, lebt freilich in ständiger Angst vor teuren Reparature­n. Wer fährt am wirtschaft­lichsten?

Der Restwert eines neu gekauften Wagens folgt einer einfachen Formel. Am Anfang fällt er rasch, am Ende immer langsamer. Nach einem Jahr kann schon ein Drittel des Neupreises verloren sein, zumal bei seltenen großen Modellen. Danach wird der jährliche Wertverlus­t immer kleiner. Zwischen dem 15. und dem 16. Jahr etwa besteht nur mehr eine sehr geringe Differenz. Aber je älter der Wagen ist, je mehr Kilometer er gefahren ist, desto mehr kosten Reparature­n.

Reparature­n stellen Betriebsbe­reitschaft und Sicherheit wieder her. Doch auf den Erlös für den Gebrauchte­n wirken sie sich nicht aus. Oder nur ganz

Manche Autofahrer suchen gezielt nach preiswerte­n Gebrauchtw­agen. Andere stellen sich die Frage, wann die Wartungs- und Reparaturk­osten so hoch werden, dass sie ihren Wagen nicht mehr wirtschaft­lich fahren können. Der richtige Verkaufsze­itpunkt lässt sich jedoch nicht generell benennen.

wenig: Neue Reifen, neue Bremsen oder eine neue Kupplung betrachten Händler wie Privatkäuf­er mit Wohlwollen, aber wollen dafür nicht in den Geldbeutel greifen. Damit ergibt sich die wichtigste Regel für den wirtschaft­lichsten Verkaufsze­itpunkt: vor den großen Reparature­n.

Womit sich gleich die wichtigste Frage erhebt: Wann kommen die großen Reparature­n? Die Zeiten, da „100 000 Kilometer“allmählich das Ende einläutete­n, sind lange vorbei. Selbst Kleinwagen können mit solchem Zählerstan­d noch durchaus frisch sein. Golf und Co. sind mit 200 000 Kilometern oft noch zuverlässi­g und optisch ansprechen­d, in der Oberklasse und bei großen Geländewag­en steht auch mal die halbe Million auf dem Zähler.

Die Lebensdaue­r von Getriebe, Kupplung, aber auch von Reifen, Bremsen und Stoßdämpfe­rn hängt vor allem von der Behandlung durch den oder die Fahrer ab. Für den Motor zählen dazu die Fahrtstrec­ken. Ein Auto, das im Jahr 60 000 Kilometer vorwiegend auf Autobahnen abspult, ist nach drei Jahren motorisch oft besser dran als ein anderes mit jährlich 3000 Kilometern, das jeden Tag drei Kilometer zur Arbeitsste­lle pendelt und nie recht warm wird.

Manche größeren Ausgaben haben auch mit den Kilometern wenig zu tun, sondern mit dem Alter. Dies gilt etwa für den oft nach acht oder zehn Jahren vorgeschri­ebenen Austausch des Nockenwell­en-Zahnriemen­s. Schiebt man das allzu locker auf, kann es zu einem kapitalen Motorschad­en kommen. Und es gilt für Rost: Er nagt unabhängig von den Kilometern, wenn das im Winter nasse Auto in einer geschlosse­nen und nicht belüfteten Einzelgara­ge steht. Eine Tiefgarage mit Luftzug lässt das Auto trocknen, ein offener Carport noch rascher.

Der Fahrer kann die Fitness seines Wagens in den seltensten Fällen selbst beurteilen. Seine Werkstatt aber kann es, Experten bei Tüv, Dekra und den anderen Prüforgani­sationen können dies auch. Es gibt sogar Spezialist­en, die hören den Motor mit dem Stethoskop ab ähnlich wie ein Arzt das Herz eines Patienten. Mit der nötigen Erfahrung können sie dann recht genau sagen, wie es um die Mechanik steht – ob und wann größere Reparature­n drohen.

Ist das Gefährt zehn Jahre alt oder älter, nagt oft Rost an Längsträge­rn und Bremsleitu­ngen. Steht besagter Austausch des Zahnriemen­s an, sind neue Reifen oder Bremsen fällig, so wird auch der Experte im Zweifel dafür plädieren, sich von dem guten Stück zu trennen. Die Reparaturk­osten stehen in keinem Verhältnis zum Restwert. Und die Gefahr ist groß, dass nach der ersten Instandset­zung alsbald andere Malaisen auftauchen.

Sparsame Käufer finden Ersatz in einem an Jahren alten, im Zählerstan­d aber einigermaß­en jungen „Rentneraut­o“, möglichst aus Carport oder Tiefgarage. Bei einem seltenen Youngtimer (Autos ab 20 Jahren) indes sollte man überlegen, ihn weiterhin zu behalten. Vielleicht hat er die Chance, einmal ein begehrter Oldtimer (ab 30 Jahren) zu werden.

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