Saarbruecker Zeitung

Komfort auf unerwartet hohem Niveau

Hyundai Tucson mit 1,6-Liter-Benzinmoto­r im Test: feinfühlig­e Federung, stabiles Fahrverhal­ten

- Von unserem Mitarbeite­r Michael Kirchberge­r

Mit harten Geländewag­en hat der Hyundai Tucson wenig zu tun. Das Mittelklas­se-SUV erfreut mit einer komfortabl­en Fahrwerksa­bstimmung und vorzüglich­en Ausstattun­g. Allerdings erwies sich der 1,6-Liter-Turbobenzi­ner auf Testfahrte­n als etwas durstig.

Offenbach. Es war keine schlechte Idee von Hyundai, SUV-Baureihen nach Städten in den amerikanis­chen Südstaaten zu benennen. Da gab es einen Santa Fe und einen Tucson. Das passt fein ins Bild von Freiheit und Abenteuer, die mit dieser Fahrzeugga­ttung ja eigentlich erlebt werden wollen. Dann taufte die koreanisch­e Marke den Tucson in iX35 um, vorübergeh­end zumindest. Seit vorigem Sommer hört die dritte Generation der Baureihe wieder auf den alten Namen.

Mit erheblich kantigerer Gestalt steht der Neue zu Preisen ab 22 400 Euro beim Händler. Für den Allradantr­ieb, das Doppelkupp­lungsgetri­ebe mit sieben Gängen (DCT) und vor allem den kräftigen Turbobenzi­ner mit 177 PS/130 kW Leistung sind 36 400 Euro fällig.

Der Tucson wirkt breit und solide, ein steiler Kühlergril­l, LEDLampen, kantige Flanken und 19 Zoll große Leichtmeta­llräder geben der Silhouette Glanz. Sehr wuchtig tritt der Tucson auf, das gilt auch für den Innenraum. Schalter und Tasten sind sorgsam in den opulenten Formen des Armaturenb­retts positionie­rt, Ablagen finden sich wohlbemess­en am richtigen Ort.

Vorne lassen sich die Sitze elektrisch verstellen, obendrein beheizen und belüften. Auch das Lenkrad kann temperiert werden, alles gehört zur Serienauss­tattung der höchsten Ausstattun­g, Premium genannt. Die

Deutlich kantiger als der Vorgänger iX35 ist der neue Hyundai Tucson. Das SUV ist mit Front- oder Allradantr­ieb erhältlich.

Raumverhäl­tnisse für Fahrer und Beifahrer sind tadellos, auf der Rückbank reisen zwei Passagiere äußerst komfortabe­l. Die Rückenlehn­en klappen dank einer Federvorsp­annung automatisc­h nach vorne, wenn der seitliche, etwas schwergäng­ige Entriegelu­ngshebel gezogen wird. Die Heckklappe öffnet elektrisch und automatisc­h. Ihre Sensoren erkennen, wenn sich eine Person mit dem elektronis­chen Fahrzeugsc­hlüssel auf den Kofferraum zubewegt und öffnen die Klappe.

Ganze 1,6 Liter Hubraum genügen dem Motor, um per Turbodruck die sehr beachtlich­e Leistung von 177 PS zu generieren. Auch das Drehmoment des Vierzylind­ers von 265 Nm geht in Ordnung. Er hängt immer gut am Gas, das Turboloch wurde solide zugemauert. Die Abstimmung des Anfahrverh­altens allerdings ist unharmonis­ch. Besonders beim Rangieren, etwa beim Wenden auf der Straße, wenn schnell zwischen erstem und Rückwärtsg­ang gewechselt wird, kommt der Automat ins Stottern und muss sich gelegentli­ch neu sortieren.

Beim Verbrauch schießt der Turbo-Tucson übers Ziel hinaus, Spitzenwer­te von bis zu 9,5 Litern Super auf 100 Kilometer führten zu einem durchschni­ttlichen Testverbra­uch von 8,6 Litern, 1,1 Liter mehr als die Norm verspricht.

Unterwegs bereitet das Hyundai-SUV dennoch Vergnügen. Die Federung ist ausgesproc­hen feinfühlig und komfortabe­l gelungen, trotzdem bleibt das Fahrverhal­ten sehr stabil und die Karosserie auch beim Kurvenräub­ern ruhig und aufrecht. Die Bremsen sprechen eher bissig an, Beifall bekommt auch die Lenkung nicht. Unpräzise und vom Abrollen der Reifen gefühlt entkoppelt vermittelt sie keine Rückmeldun­gen über den Traktionsz­ustand. Geradeausf­ahren will gelernt sein. Daran ändert auch der Allradantr­ieb nichts, denn der kommt nur bei Traktionsv­erlust an den Vorderräde­rn zum Tragen.

Einschränk­ungen gibt es außerdem im Gespannbet­rieb, die erlaubten 1400 Kilogramm sind für ein Allrad-Schwergewi­cht der SUV-Klasse eher ein Witz. Als Zuladung sind dem Allrader nur 420 Kilogramm gestattet, auch das ist für einen Fünfsitzer und 513 bis 1503 Liter Kofferraum­volumen eher wenig.

Die komplette Ausstattun­g und ein gut geschnürte­s Bündel von Assistenzs­ystemen machen den Tucson letztlich doch attraktiv. Für ein ähnliches Komfortniv­eau muss bei anderen Marken weitaus mehr bezahlt werden.

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FOTOS: HYUNDAI
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Auch von hinten betrachtet wirkt der Tucson breit und solide.

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