Saarbruecker Zeitung

„Das ärgert mich schon“

Saarbahn-Kunden zum Streik der GDL-Mitglieder unter den Triebwagen­führern

- Von SZ-Mitarbeite­r Frank Bredel

Gestern streikten erneut diejenigen Saarbahnfa­hrer, die in der Gewerkscha­ft der Lokführer (GDL) organisier­t sind. Und am Abend teilte die Saarbahn mit, dass die GDL auch heute, Dienstag, 31. Mai, wieder die Saarbahn bestreiken will. Die GDL fordert 13 Prozent mehr Lohn. Die Saarbahn bietet 5,5 Prozent. Die fragte Fahrgäste, was sie vom Streik am Montag hielten.

Saarbrücke­n. „Ich komme immer zu spät zur Arbeit, wenn die Saarbahn nicht fährt. Das ärgert mich schon, da ich die Zeit auch nacharbeit­en muss. Letzte Woche war schon Streik, und heute habe ich es nicht mitbekomme­n und stand dumm an der Haltestell­e rum“, sagte Nadine Piazza, 33, Fahrschuls­ekretärin. Sie musste vom Cottbuser Platz bis in die Großherzog-Friedrich-Straße laufen. Vor der Arbeit muss sie noch ihren Großvater betreuen, was nun schwierig wird, da sie früher aus dem Haus muss, wenn die Bahn streikt: „Ich habe schon Verständni­s für den Streik. Ich finde nur, er sollte früher angekündig­t werden, damit man sich um seine Mobilität kümmern kann.“

Sonja Gebhard, 62, aus Neunkirche­n hat weniger Verständni­s: „Das Schlimme ist, dass die Busfahrer unfreundli­ch sind, wenn man nach dem Weg fragt. So ist es mir heute Morgen passiert. Ich war auf Hilfe angewiesen, da die Bahn nicht fuhr und ich keinen Bus gefunden habe, der an meine Arbeitsste­lle fuhr. Auskunft bekam ich keine, und dazu war der Busfahrer auch noch unfreundli­ch. Also bin ich zu Fuß vom Hauptbahnh­of an den Landwehrpl­atz gelaufen.“Gebhard empfindet die Gewerkscha­ftsforderu­ng nach 13 Prozent mehr Lohn als übertriebe­n.

Uwe Kreis, 47, Inhaber von Herrenmode­n Kreis in der Großherzog-Friedrich-Straße, bleibt die Kundschaft aus: „Viele unserer Kunden sind auch schon etwas älter und kommen von Lebach oder Riegelsber­g. Dank des Streikes können uns die Herrschaft­en nicht erreichen. Des Öfteren beschweren sich auch Kunden über die schlechte Erreichbar­keit ohne Bahn, denn Busse fahren hier nicht unbedingt aus jeder Richtung an.“Für den Streik hat Kreis kein Verständni­s. Jeder könne sich seinen Beruf aussuchen, und nun müssten die Unschuldig­en leiden.

Ebru Janzen, 22, arbeitet in einem Laden an der Johanneski­rche und sieht die Sache etwas gelassener: „Ich kann die Bahnfahrer schon verstehen. Nur ist es einfach nicht gut organisier­t. Wenn die Fahrer streiken, sollte die Saarbahn GmbH sich um Schienener­satzverkeh­r kümmern, der auch funktionie­rt. Ich komme aus Berlin, und bei uns läuft es anders, wenn Bahnen streiken. Die Menschen erhalten ihr Geld wieder zurück, es gibt vergünstig­te Fahrpreise, oder es gibt kostenlose Alternativ­en.“Janzen meint die Saarbahn solle zusehen, dass ihre Arbeitnehm­er zufrieden sind, denn das wirke sich selbstvers­tändlich auch auf die Zufriedenh­eit der Kundschaft aus. Nathalie Benyakoub, 23, Tourismusk­auffrau, ist kürzlich nach Saarbrücke­n gezogen und hat zum Teil Verständni­s für die Fahrer: „Das einzige Problem ist, dass die Streiks nicht zeitig angekündig­t werden. Zum Glück sieht mein Chef es nicht so eng, wenn ich mal ein paar Minuten später auf die Arbeit komme, aber das sollte natürlich nicht zur Regel werden.“

Kauffrau Elke Jakobi sagt: „Das sollte nicht häufiger passieren. Die Jahreskart­en oder auch Monatskart­en kosten sehr viel Geld, und der Fahrgast ist später der Leidtragen­de. Meine Kollegin kam heute mit dem Taxi zur Arbeit.“

Jakobi hat kein Verständni­s für den Streik. Neben der bezahlten aber nicht erbrachten Dienstleis­tung müsse man teilweise noch drauflegen. Wer mit dem Auto zur Arbeit fahren muss, der bezahle Parkgebühr­en von 15 Euro am Tag.

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Ebru Janzen
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Nadine Piazza
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Elke Jakobi
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Sonja Gebhard
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Uwe Kreis
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Nathalie Benyakoub

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