Polizei vertreibt Taschendiebe aus Saarbrücken
Statistik 2015: 40 Prozent weniger Taschendiebstähle – Mehr Einbrüche, mehr Gewalt
Saarbrücken ist eine der beliebtesten Einkaufsstädte Deutschlands. Reisende Banden von Taschendieben wissen das. Polizei und Handel machen ihnen mit einer Gemeinschaftsaktion das Leben schwerer denn je.
Saarbrücken. Platz eins in dieser Statistik wirft sofort die Frage auf: Wieso Lebach? Den Spitzenrang in der saarländischen Kriminalstatistik 2015 verdankt die Kleinstadt den vielen Flüchtlingen in der Landesaufnahmestelle. Denn kaum einer konnte seine Einreise aus den Krisen- und Kriegsgebieten so organisieren, dass sie allen Vorschriften genügt hätte.
Grund genug, sich dem Zweitplatzierten zuzuwenden, Saarbrücken, sonst im Saarland auf den Platz ganz vorn abonniert. 24 591 Straftaten registrierte die Polizei 2015 in der einzigen Großstadt des Landes. Das entspricht, verglichen mit 2014, einem Rückgang um 2,17 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg um 2,5 Prozentpunkte auf 58,5 Prozent. Im gesamten Saarland stehen 77 993 Delikte aus dem Vorjahr in der Kriminalstatistik. Das bedeutet eine Zunahme um drei Prozent. 57,2 Prozent aller Taten klärten die Ermittler im Jahr 2015 (2014: 53,3 Prozent).
Gegen ein Delikt gelang der Saarbrücker Polizei mit den Händlern ein aufsehenerregender Erfolg: In der beliebtesten deutschen Einkaufsstadt dieser Größe (SZ vom 23. Juni) ging die Zahl der Taschendiebstähle (767) verglichen mit 2014 (1297) um 40,9 Prozent zurück.
Udo Schneider, Chef der Inspektion St. Johann, ist stolz, dass sich die Anstrengungen seiner Leute gelohnt haben: Es gab Aufklärungsaktionen in den Geschäften, noch mehr Streifen der Kontaktpolizei auf Straßen und in Läden, schnelle Festnahmen, weil Sicherheitspersonal in den Geschäften und Polizei bei Taschendiebstählen sofort reagierten und, was sonst selten genug vorkam, sogar Verdächtige Minuten nach der Tat schnappten.
Dieses Saarbrücker AntiDiebstahlskonzept hat sich bei den bundesweit aktiven Banden aus Südosteuropa herumgesprochen. „Sie reagieren schnell auf Druck und weichen in umliegende Städte aus, zum Beispiel nach Trier“, sagt Schneider. Christian Eckert, der Leiter des Kriminaldienstes Saarbrücken, sieht für 2016 eine weiterhin positive Tendenz, wenn auch ein Rückgang in der Größenordnung wie 2015 nicht mehr zu erwarten sei.
Gestiegen ist die Zahl der Ladendiebstähle (2014: 1421, 2015: 1510). Um das zu ändern, informieren zum Beispiel die Kontaktpolizisten in der Innenstadt regelmäßig Geschäftsleute und Personal. Ähnliche Aufklärungsarbeit gibt es in anderen Stadtteilen. Etwa im Saarbrücker Westen,
wie Thomas Kolz von der Inspektion Burbach im SZ-Gespräch sagte. Weitere Teilnehmer waren Peter Schneider von der Inspektion Alt-Saarbrücken und Helmut Schliwinsky (Brebach). Beide Inspektionen arbeiten im Kampf gegen Kriminalität eng zusammen mit französischen Kollegen. Bei Großkontrollen erzielen sie Erfolge gegen über die Grenze pendelnde Diebe.
Eine Trendwende bei den Einbrüchen blieb in der Region trotz allem voriges Jahr aus. Die Zahl stieg, anders als landesweit, von 576 im Jahr 2014 auf 590; 226 davon im Saarbrücker Westen, 185 in St. Johann, 100 im Saarbrücker Osten und in Kleinblittersdorf, 79 in AltSaarbrücken. Noch ein Sprung nach oben, der Sorgen macht: Um 15 Prozent schnellte die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen hoch. Ob Nötigung, Bedrohung oder Verleumdung: der Trend, sich rücksichtslos durchzusetzen, ist ungebrochen.
Den jüngsten Fall schilderte Brebachs PI-Chef Schliwinsky: Ein Fahrer, der einen Fehler machte, blickte jetzt auf der Autobahn schockiert auf eine Waffe, die ihm der wutschnaubende Kontrahent im Vorbeirauschen entgegenhielt. Für erfahrene Beamten wie Schliwinsky ein weiteres Beispiel für die Verrohung der Gesellschaft, die sich in allen Teilen des Ballungsraumes ausbreitet. Selbst vor Polizisten macht sie nicht Halt. Das zeigt die wachsende Aggressivität, die ihnen im Einsatz entgegenschlägt, – bis hin zur Gefahr für Beamte, in der nächsten Statistik aufzutauchen. Als Opfer.