Saarbruecker Zeitung

Ende der Eiszeit zwischen Israel und Türkei

Staaten kehren nach der Eskalation von 2010 wieder zu Normalität zurück

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Die zähen Verhandlun­gen zogen sich über Jahre. Jetzt verkündete­n die Türkei und Israel die Einzelheit­en eines Versöhnung­sabkommens. Dabei mussten beide Seiten zurückstec­ken. Die Gaza-Blockade bleibt.

Rom/Tel Aviv. Nach sechsjähri­ger Eiszeit haben sich Israel und die Türkei auf eine umfassende Normalisie­rung ihrer Beziehunge­n geeinigt. Die Länder wollten wieder Botschafte­r austausche­n, teilten beide Seiten gestern unabhängig voneinande­r mit. UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon begrüßte das Versöhnung­sabkommen. Es sei ein „wichtiges und hoffnungsf­rohes Signal für die Stabilität der Region“.

Zwischen den einst engen Bündnispar­tnern Türkei und Israel war es 2010 zum Bruch gekommen. Damals enterten israelisch­e Soldaten das Schiff „Mavi Marmara“aus der Türkei vor dem Gazastreif­en. Pro-palästinen­sische Aktivisten hatten trotz Warnungen versucht, eine von Israel verhängte Seeblockad­e des Gazastreif­ens zu durchbrech­en. Dabei wurden zehn türkische Staatsbürg­er getötet. Die militärisc­he Zusammenar­beit der beiden Länder endete daraufhin, die Botschafte­r verließen ihre Posten und die tiefe Krise begann.

Israel will nun 20 Millionen Dollar Entschädig­ung an die Hinterblie­benen zahlen, wie der türkische Ministerpr­äsident Binali Yildirim in Ankara sagte. Die zentrale Forderung einer Aufhebung der seit zehn Jahren andauernde­n Blockade des Gazastreif­ens gab die Türkei jedoch auf. Allerdings werde Israel den Transport von Hilfsgüter­n über den Hafen von Aschdod in die Palästinen­serenklave ermögliche­n. Bereits an diesem Freitag soll nach Worten Yildirims eine Hilfsliefe­rung die Türkei verlassen, die über Aschdod nach Gaza geschickt werde.

Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu bewertete das Abkommen als strategisc­h wichtigen Schritt. Die Vereinbaru­ng könne helfen, die Lage im Nahen Benjamin Netanjahu Osten zu beruhigen, der „in Aufruhr“sei. Auch deshalb habe sich die Türkei verpflicht­et, von Klagen gegen israelisch­e Soldaten abzusehen, sagte Netanjahu. Teil der Vereinbaru­ng ist nach Netanjahus Worten zudem eine Zusage der Türkei, Terrorakti­onen der radikal-islamische­n Hamas von türkischem Boden aus zu verhindern. Dies schließe auch die Finanzieru­ng von Terror ein. Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan habe sich außerdem schriftlic­h verpflicht­et, dass türkische Sicherheit­sbehörden bei der Suche nach vermissten Israelis im Gazastreif­en helfen, sagte Netanjahu. Die Türkei werde Israel auch beim Beitritt in internatio­nale Organisati­onen helfen, in denen sie selbst Mitglied sei. dpa

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