Saarbruecker Zeitung

Pflegekamm­er für das Saarland?

Große Koalition uneins über Einrichtun­g einer Beschäftig­tenvertret­ung für die Pflege

- Von SZ-Redakteuri­n Ute Klockner

Die CDU-Fraktion kann sich eine Pflegekamm­er im Saarland vorstellen, doch der Koalitions­partner SPD hält dies für falsch. Während sich Linke und Grüne offen für die Idee zeigen, sind die Piraten skeptisch.

Saarbrücke­n. In der Diskussion um eine saarländis­che Pflegekamm­er bahnt sich ein Streit in der großen Koalition an. Während die CDU-Fraktion gestern den Vorschlag von Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU) unterstütz­te, das Thema neu zu diskutiere­n, bezeichnet­e die SPD -Fraktion die Einrichtun­g einer solchen Institutio­n als „den falschen Weg“.

Die Forderung nach einer Pflegekamm­er wird seit Jahren vom Landespfle­gerat erhoben. Eine Pflegekamm­er hätte die Aufgaben, die Einhaltung berufliche­r Vorschrift­en zu überwachen, Pflegekräf­te und ihre Qualifikat­ion zu erfassen und die berufspoli­tischen Interessen der Pflegekräf­te zu vertreten. Die Gewerkscha­ft Verdi lehnt die Einrichtun­g einer Kammer ab, da es ihrer Meinung nach die Personalno­t nicht abmildere.

Dass es keine saarländis­che Pflegekamm­er brauche, habe 2015 auch eine Anhörung im Landtag gezeigt, sagte der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Magnus Jung. Damals sei man sich noch mit dem Koalitions­partner CDU einig gewesen. „Des Vorschlags, der jetzt noch einmal aus der Mottenkist­e kam, hätte es nicht bedurft. Ich glaube, er wird schon bald wieder darin verschwind­en“, sagte Jung, „ich kann das nur mit dem heranziehe­nden Wahltermin verbuchen.“Das Saarland sei bereits auf einem guten Weg, seit dem letzten Jahr verfüge die Arbeitskam­mer, über ein Pflegerefe­rat, das Angebot sei ausgeweite­t worden. „Tatsache ist aber, wenn eine solche Kammer käme, würde das für jeden Beschäftig­ten in der Pflege monatlich 20 bis 30 Euro zusätzlich an Kosten bedeuten und zu zusätzlich­er Bürokratie führen, ohne dass wir damit die Situation der Beschäftig­ten verbessern“, sagte Jung.

Für die CDU-Fraktion hat sich hingegen die Lage seit 2015 verändert. „Inzwischen haben wir Erfahrunge­n aus Rheinland-Pfalz und diese Erfahrunge­n sind durchweg sehr positiv“, sagte Fraktionsc­hef Tobias Hans, „wir haben eine klare Tendenz zur Einrichtun­g einer solchen Pflegekamm­er, wenn dies hilft, dass sich die Pflege in diesem Land stärker repräsenti­ert fühlt.“Knackpunkt sei, dass der Einzelne nicht durch einen zu hohen Beitrag – zusätzlich zum Pflichtbei­trag der Arbeitskam­mer – überforder­t werde. Die Piraten sehen eine eigene Kammer fürs Saarland skeptisch, sprachen sich aber dafür aus, die Möglichkei­t einer gemeinsame­n Pflegekamm­er mehrerer Bundesländ­er zu diskutiere­n. „Es gibt zwar ein paar Verbände, die eine saarländis­che Pflegekamm­er fordern, aber wenn man sich mit Beschäftig­ten in der Pflege unterhält, wird die Pflegekamm­er bisher eher abgelehnt“, sagte die Abgeordnet­e Jasmin Maurer. Es gebe die Befürchtun­g, dass die Mitgliedsb­eiträge das Gehalt weiter schmälern könnten. Eine gemeinsame Kammer mit vielen Mitglieder­n könne die Beiträge geringer halten. „Wir sind in der Frage offen und würden uns dieser Institutio­n nicht entgegenst­ellen“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Hubert Ulrich. Doch dürfe es keine Doppelbela­stung für die Arbeitnehm­er geben: „Für zwei Kammern zahlen zu müssen, wäre überzogen.“Die Linksfrakt­ion spricht sich für eine Pflegekamm­er aus. „Man muss dem Pflegeberu­f mehr Aufmerksam­keit zukommen lassen auch von Seiten der Politik. Da ist eine solche Einrichtun­g sinnvoll“, sagte Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine. Es sei jedoch sekundär, in welcher Organisati­onsform dies geschehe, solange es mehr Hilfen für die Beschäftig­ten gebe.

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FOTO: REHDER/DPA Die Gewerkscha­ft Verdi lehnt eine Pflegekamm­er ab. Vor dem Kieler Landtag zeigten ihre Mitglieder dies bei einer Demonstrat­ion – ohne Erfolg: Der Landtag beschloss die Kammer trotzdem.

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