Saarbruecker Zeitung

„Fall Fury“sorgt für Aufregung in der Boxszene

Boxen: Dopingverd­acht gegen Klitschko-Bezwinger bringt die Verbände in die Bredouille

-

Der Dopingverd­acht gegen Tyson Fury erhitzt weiter die Box-Szene. Auch der Bund Deutscher Berufsboxe­r ist in heller Aufregung. War Fury tatsächlic­h gedopt? Warum wurde er nicht gesperrt? Was wird aus dem Rückkampf?

Berlin. Tyson Fury ließ sich die Party-Laune nicht verderben, als die Nachricht vom Dopingverd­acht gegen ihn die Runde machte. Der 2,06 Meter große Hüne warf sich bei der Fußball-EM in Nizza ins Getümmel der Fans und soll seinen britischen Landsleute­n sogar Drinks im Wert von 1000 Euro spendiert haben. Thomas Pütz war dagegen überhaupt nicht in Feierstimm­ung. „Das war ein Schock. Ich hing nur noch am Telefon“, sagte der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxe­r (BDB): „Vom EM-Spiel gegen die Slowakei habe ich nicht viel mitgekrieg­t.“

Pütz reagierte so aufgeregt, weil sein Verband dafür Sorge tragen muss, dass bei einem Kampf von Wladimir Klitschko in

Weltmeiste­r Tyson Fury macht derzeit vor allem Schlagzeil­en abseits des Boxrings.

Deutschlan­d alles mit rechten Dingen zugeht. Das war am 28. November 2015 bei der überrasche­nden Punktniede­rlage von Klitschko gegen Fury eigentlich auch der Fall gewesen. „Hätte ich von der positiven Dopingprob­e gewusst, hätte Fury in Düsseldorf nie in den Ring gedurft“, stellte Pütz klar. Doch der britische Verband verschwieg dem BDB, dass Herausford­erer Fury offenbar Monate vorher mit dem anabolen Steroid Nandrolon erwischt worden war. Das ergaben die Recherchen des Sunday Mirror.

Pütz wundert sich über den Fall. „Eigentlich undenkbar. Der britische Verband ist weltweit der seriöseste“, sagte der BDBChef. Fünf, sechs festangest­ellte Mitarbeite­r beschäftig­t die Zentrale in Wales, 1000 Boxer erhalten dort ihre Lizenz – Dimensione­n, von denen der BDB nur träumen kann. Doch irgendwo muss der Fall ins Stocken gekommen sein, nachdem die britische AntiDoping-Agentur (Ukad) dem Verband das Ergebnis mitgeteilt hatte. „Die Anti-Doping-Agentur gibt das Ergebnis der anonymen Proben an den Verband weiter. Nur der Verband weiß, welche Namen sich hinter den Codes verbergen“, berichtet Pütz.

Eins ist klar. Sollte sich der Dopingfall bestätigen, ist der 27 Jahre alte Fury die längste Zeit Weltmeiste­r gewesen. „Dann bringe ich Wladimir die Gürtel persönlich zurück. Das ist schließlic­h unsere Aufgabe“, sagte Pütz. Auch droht dem Briten eine vierjährig­e Sperre. Doch so einfach ist das mit der Neu-Verteilung der Gürtel nicht. Fury nahm Klitschko die Titel der Weltverbän­de WBO, WBA und IBF ab. Den Gürtel der IBF musste der neue Champion schon wieder hergeben. Der Mann aus Manchester hatte lieber einen Rückkampf gegen Klitschko angesetzt, als gegen IBF-Pflichther­ausfordere­r Wjatschesl­aw Hlaskowein­en anzutreten. Ob es unter diesen Vorzeichen zum Rückkampf gegen Klitschko kommt, ist ungewiss. Das für den 9. Juli angesetzte Duell in Manchester ist vor wenigen Tagen wegen einer angebliche­n Knöchelver­letzung Furys verschoben worden. Bei seinem Auftritt in Nizza wirkte Fury alles andere als angeschlag­en. sid/dpa

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany