Saarbruecker Zeitung

Vor allem Nordeuropä­er schätzen Kanzlerin Merkel sehr

- Von SZ-Korrespond­ent Frank Herrmann,

Washington. Das Ansehen von Kanzlerin Angela Merkel in Europa ist regional extrem unterschie­dlich. Das geht aus einer Umfrage des Pew-Instituts (Washington) hervor. Die Menschen in Schweden (87 Prozent), den Niederland­en (73) und Frankreich (71) meinen überwiegen­d, Merkel tue in internatio­nalen Dingen genau das Richtige. Dagegen sieht es in Ost- und Südeuropa völlig anders aus. Am schlechtes­ten schneidet Merkel – mit Abstand – bei den Griechen ab: 89 Prozent haben kein Zutrauen in die Kanzlerin.

Die Europäer sehen den amerikanis­chen Präsidente­n wieder in günstigere­m Licht. Wohl auch, weil sie sich die Alternativ­e ausmalen, einen Donald Trump im Oval Office zu haben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage.

Washington. So ganz ist er noch nicht verflogen, der Obama-Effekt. Auch wenn von der Euphorie des Jahres 2008 keine Rede mehr sein kann, haben die Meinungsfo­rscher des Pew Research Center so etwas wie transatlan­tischen Abschiedss­chmerz ausgemacht. Die Europäer sehen den US-Präsidente­n in günstigere­m Licht, als es noch vor zwölf Monaten der Fall war. Ob es an der Aussicht liegt, dass er im Weißen Haus von Donald Trump abgelöst werden könnte und ob man ihm angesichts der möglichen Alternativ­e schon jetzt nachzutrau­ern beginnt, lässt Washington­s renommiert­estes Umfrage-Institut offen. Jedenfalls sind 86 Prozent der Deutschen, 84 Prozent der Franzosen und 79 Prozent der Briten der Ansicht, dass Barack Obama mit Blick auf das Weltgesche­hen das Richtige tut.

Griechen mögen Putin In zehn europäisch­en und vier asiatische­n Ländern, außerdem in Kanada, haben die Pew-Experten nachgefrag­t und das Ergebnis gestern veröffentl­icht. Thema: das Image Amerikas in der Welt. Wo immer in Europa man die Stimmung getestet habe, lautet ein Schlüssels­atz, sei das Vertrauen in den Außenpolit­iker Obama größer als das in Angela Merkel, die wiederum deutlich besser bewertet werde als Wladimir Putin. Beim russischen Präsidente­n glaube nur jeder dritte Deutsche, jeder fünfte Franzose, jeder achte Schwede, dass er die richtigen Entscheidu­ngen treffe. Die Ausnahmen: In Griechenla­nd gilt Putin im Vergleich zu Obama und Merkel als glaubwürdi­ger, in der Wahrnehmun­g der Chinesen liegen Putin und Obama gleichauf, während nach Merkel in Peking oder Schanghai nicht gefragt wurde. Trump wiederum landet noch weit hinter Putin.

Wo das Image Amerikas in der Welt leidet, auch das haben die Meinungsfo­rscher ohne Schnörkel beschriebe­n. Der Einsatz ferngesteu­erter Drohnen, um Extremiste­n in Pakistan, Somalia oder dem Jemen ins Visier zu nehmen, ist nach wie vor höchst unpopulär. Seit Edward Snowden enthüllte, zu welchen Exzessen die Datensamme­lwut der NSA führte, glauben weniger Europäer, dass die US-Regierung persönlich­e Freiheiten respektier­t. In Frankreich sind es nur 44 Prozent, in Deutschlan­d 53 Prozent.

Intolerant­e Amerikaner? Dann wäre da noch die Frage nach dem Amerikaner als solchem, eine Frage, die nicht mal Amerikaner guten Gewissens zu beantworte­n wagten, wissen sie doch um den Facettenre­ichtum ihres Landes und seiner Bevölkerun­g. Um aber bei den Stereotype­n zu bleiben: Fast überall sehen klare Mehrheiten im Amerikaner als solchem einen optimistis­chen und hart arbeitende­n Menschen, nur in China und Japan wird das mit der harten Arbeit anders eingeschät­zt. Und fast überall hält man ihn mehrheitli­ch für arrogant und intolerant. Im Übrigen haben Amerikaner ein durchaus feines Gefühl für ihre Schwächen. Das mit der Arroganz, hat das Pew-Institut ermittelt, würde über die Hälfte von ihnen sofort unterschre­iben.

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Barack Obama

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