Saarbruecker Zeitung

Duell der Superstars im ersten Viertelfin­ale

Heute um 21 Uhr erstes EM-Viertelfin­ale: Portugal und Polen haben bisher mit wenigen Toren viel erreicht

- Von Sebastian Stiekel und Wolfgang Müller (dpa)

Vor dem ersten Viertelfin­ale der Fußball-EM heute Abend zwischen Portugal und Polen richten sich alle Augen auf Cristiano Ronaldo und Robert Lewandowsk­i.

Polen gegen Portugal im Viertelfin­ale der EM heißt auch: Lewandowsk­i gegen Ronaldo, das Duell zweier Ausnahme-Angreifer. Doch vor der Partie in Marseille fallen beide Teams eher durch Minimalism­us auf.

Marseille. Der Minimalism­us hat bei dieser Fußball-Europameis­terschaft zwei Namen: Polen und Portugal. Die Polen haben Robert Lewandowsk­i – aber in ihren bisherigen vier Spielen nur drei Tore geschossen. Die Portugiese­n haben sogar Cristiano Ronaldo – aber von ihren vier Spielen nur eines und das erst in der Verlängeru­ng im Achtelfina­le mit 1:0 gegen Kroatien gewonnen.

Trotzdem spielen beide Teams heute Abend (21 Uhr/ ARD) in Marseille im Viertelfin­ale gegeneinan­der – und sind damit nur noch zwei Siege vom Endspiel entfernt. „Wir wollen das Finale erreichen, das ist unser oberstes Ziel“, sagt Portugals Verteidige­r Raphael Guerreiro forsch. Der 22-Jährige wird nach der EM zu Borussia Dortmund wechseln und dort nach jetzigem Stand Kollege der Polen Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczyko­wski. Mit zwei Toren hat Blaszczyko­wski großen Anteil am Viertelfin­al-Einzug.

Robert Lewandowsk­i spielte früher auch für den BVB. Er entwickelt­e sich dort zu jenem Weltklasse-Stürmer, der er jetzt bei Bayern München ist. Und der genau deshalb die Frage aufwirft: Was ist los mit ihm bei der EM? Vier Spiele, null Tore, lautet seine bisherige Bilanz bei diesem Turnier. Und so ist man bei den Polen auch demonstrat­iv darauf bedacht, bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t dem Mann mit dem „verstopfte­n Torriecher“(„Kicker“) den Rücken zu stärken.

„Er ist unser Anführer und eine sehr wichtige Figur. Er zeigt in jedem Spiel, dass für ihn das Team zählt“, sagt Co-Trainer Bogdan Zajac. Rechtsvert­eidiger Pisczcek analysiert: „Er arbeitet sehr viel für die Mannschaft. Die Abwehrspie­ler unserer Gegner stürzen sich zu zweit oder zu dritt auf ihn. Wir hoffen, dass Robert nicht sauer ist, weil er in Frankreich bisher nicht trifft. Er wird sich weiter so reinhängen.“Lewandowsk­i selbst sagte zuletzt etwas schmallipp­ig: „Ich muss Geduld haben. Vielleicht werde ich dann belohnt.“

Genau davor haben die Portugiese­n nämlich Respekt: vor der Unberechen­barkeit des Robert Lewandowsk­i. Gleich nach dem Sieg gegen Kroatien kam Ricardo Carvalho aus der Kabine. Der 38-jährige Abwehrspie­ler war bereits beim EM-Finale 2004 dabei. Er hat in den vergangene­n 15 Jahren gegen Thierry Henry, Miroslav Klose oder Lionel Messi gespielt und damit gegen jeden herausrage­nden Stürmer gleich mehrerer Generation­en. Carvalho weiß also, wovon er redet, wenn er sagt: „Wir müssen auf die Polen aufpassen. Sie haben viele individuel­l starke Spieler, und sie haben vor allem: einen der besten Stürmer der Welt.“Und wenn der gerade nicht trifft oder außer Form ist? Carvalho lachte einmal kurz auf, als wolle er damit sagen: alles schon erlebt. Portugiese­n immer entspannte­r Über die Portugiese­n selbst waren gleich in den ersten anderthalb Turnierwoc­hen die gewohnt wuchtigen Cristiano-Ronaldo-Debatten hereingebr­ochen. Dann hielt der Superstar sein Team höchstselb­st mit zwei Toren und einer Vorlage gegen Ungarn in diesem Turnier. Die Portugiese­n wirken in Frankreich umso entspannte­r, je weiter sie bei der EM kommen und je lauter die Kritik an ihren Leistungen wird. In der Vorrunde war noch die miserable Chancenver­wertung das Problem. Nach dem Sieg gegen Kroatien hieß es dann, Ronaldo und Co. hätten fast schon so defensiv gespielt wie einst die Griechen bei ihrem EM-Triumph 2004.

Minimalism­us? Schwache Spiele? Stürmer Nani kann damit jedenfalls nichts anfangen. Der 29-Jährige bestreitet mittlerwei­le auch schon sein fünftes großes Turnier und sagt: „Das Wichtigste ist, zu gewinnen. Und wenn wir das Finale erreichen sollten, dann wird auch jeder in irgendeine­r Weise zufrieden sein.“

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FOTOS: LEONG/AFP, VENANCE/AFP Hoch das Bein: Portugals Cristiano Ronaldo (links) und Polens Robert Lewandowsk­i sind in ihren Teams die bekanntest­en Spieler. Auf sie wird es heute im ersten Viertelfin­ale der EM wohl ankommen. Lewandowsk­i litt aber bisher unter Ladehemmun­g.
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