Saarbruecker Zeitung

Wende beim Verkauf des Flughafens Hahn

Käufer kann nicht zahlen – Zustimmung des Landtages ist gestoppt

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Schon kurz nach der Unterzeich­nung des Kaufvertra­gs für den Hahn gab es Zweifel an der Identität des chinesisch­en Käufers. Jetzt ist er mit der ersten Zahlung in Verzug geraten. Der Deal steht auf der Kippe.

Mainz. Der Verkauf des Flughafens Hahn droht zu platzen: Der vom Land ausgewählt­e Käufer, das chinesisch­e Unternehme­n SYT, geriet mit einer vereinbart­en Teilzahlun­g in Verzug und ließ gestern auch eine Frist für die Vorlage von Belegen verstreich­en, wie Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) mitteilte. Als Grund für die Verzögerun­g der vereinbart­en Überweisun­g gab die Shanghai Yiqian Trading Company (SYT) laut Lewentz an, dass die Genehmigun­g der chinesisch­en Regierung dafür nicht vorliege. Die Landesregi­erung schickte dem Käufer daraufhin eine Mahnung und verlangte Belege für den Grund der Verzögerun­g. „Diese Frist ist heute Morgen verstriche­n“, sagte der für den Flughafen-Verkauf zuständige Minister. Die Landesregi­erung habe sich an die chinesisch­en Behörden gewandt und prüfe rechtliche Schritte. Die eingeleite­te Privatisie­rung werde fortgesetz­t, „notfalls mit einem der anderen Interessen­ten“.

Der Kaufvertra­g für den verschulde­ten Airport im Hunsrück wurde am 2. Juni notariell beurkundet, der Vollzug des Verkaufs aber von Bedingunge­n, wie der Zustimmung des Landtags, abhängig gemacht. Die Landesregi­erung informiert­e nun die Fraktionsv­orsitzende­n des Landtags von dem Vorgang. Die Opposition hatte schon während der ersten Lesung des Verkaufsge­setzes der Landesregi­erung vorgeworfe­n, der Flughafen werde „an ein unbekannte­s Unternehme­n aus China nahezu verschenkt“. Opposition­sführerin Julia Klöckner (CDU) sprach von einer „Pappkarton­firma“. Lewentz hatte dagegen im Landtag betont, die SYT sei in einem transparen­ten Verfahren nach Vorgaben der EU-Kommission als bester Anbieter aus einem Kreis von drei Kaufintere­ssenten ausgewählt worden.

Schon bald nach der Vertragsun­terzeichnu­ng kamen Unstimmigk­eiten auf, weil die Firma SYT in China offensicht­lich kaum bekannt ist und die Geschäftsp­artner im Dunkeln blieben. Der Flughafen gehört zu 82,5 Prozent RheinlandP­falz, der Rest gehört Hessen. Der Südwestrun­dfunk (SWR) hatte Fotos über die Käuferfirm­a veröffentl­icht und berichtet, es gebe keinen Hinweis, „dass das Unternehme­n sich mit Logistik oder Luftfahrt befasst“. Bei der Adresse einer SYT-Investoren­gesellscha­ft, der Shanghai Guo Qing Investment Company, fand der SWR nach eigenen Angaben einen Autoreifen­handel. Die Opposition­sführerin Julia Klöckner (CDU) forderte über den Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter eine Regierungs­erklärung von Dreyer. Diese habe stets von einem „seriösen Investor“gesprochen.

Wirtschaft­sminister Volker Wissing (FDP) sagte, das Innenminis­terium müsse die offenen Fragen nach der Aussetzung des Verkaufspr­ozesses zügig klären. „Der Hahn und die Region brauchen Gewissheit über die Zukunft des Flughafens.“

Nach Angaben der rheinlandp­fälzischen Regierung liegt der Kaufpreis für den einzigen größeren Flughafen im Land im niedrigen zweistelli­gen Millionenb­ereich. Die hessische Regierung und der zuständige Landtagsau­sschuss hatten für den Verkauf der Anteile Hessens schon grünes Licht gegeben.

Die Krise beim Verkauf des Flughafens Hahn weckt Erinnerung­en an die Erfahrunge­n der früheren SPD-Alleinregi­erung in Rheinland-Pfalz beim Verkauf des Nürburgrin­gs. Die geplante Privatfina­nzierung des Nürburgrin­gs scheiterte 2009, drei Jahre später war der Ring dann insolvent. dpa

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FOTO: DPA Der Verkauf des Hahn droht zur Posse zu werden.

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