Saarbruecker Zeitung

Klare Kennzeichn­ung für Einwegflas­chen

Pfandinfor­mation bei Dosen und Flaschen sollen deutlicher herausgest­ellt werden

- Von SZ-Korrespond­ent Hagen Strauß

Die Angaben zum Pfand auf Einwegflas­chen und Dosen sollen nach Angaben der Hersteller künftig noch deutlicher dargestell­t werden.

Mit der Pfandpflic­ht auf Einwegflas­chen und Dosen sollten eigentlich Mehrweg-Flaschen attraktive­r werden. Das Gegenteil trat ein. Jetzt sollen Einweg-Verpackung­en eindeutige­r gekennzeic­hnet werden.

Berlin. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) nahm gestern in ihrem Ministeriu­m ein Verspreche­n entgegen: 40 Unternehme­n der Getränkein­dustrie und des Handels sicherten ihr zu, die Angaben zum Pfand auf Einwegflas­chen und Dosen erkennbare­r zu machen. Immerhin geht es um 25 Cent. Die Plastikver­packungen sind angesagter denn je, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) belegt. Außer beim Bier. Das trinken die Deutschen immer noch am liebsten aus Glasflasch­en.

Warum greifen immer mehr Verbrauche­r zur Einwegflas­che? Laut Studie, die der „Bund der Getränkeve­rpackungen“in Auftrag gegeben hat, haben sich die Kauf- und Lebensgewo­hnheit der Menschen verändert. Einweg sei bequemer im Handling, und aufgrund von kleineren Haushaltsg­rößen würden auch kleinere Gebinde bevorzugt als der klassische schwere Kasten. Zudem gebe es beispielsw­eise beim Mineralwas­ser deutliche Preisunter­schiede, so Autor Rafael Aigner. Besonders beliebt seien daher seitens der Verbrauche­r die 1,5-Liter PET-Flaschen. Sie machen inzwischen 60 Prozent des Einwegmark­tes aus.

Ist der Einweg-Trend politisch so gewollt gewesen? Nein. Als 2003 die Pfandpflic­ht für Einwegflas­chen und Dosen eingeführt wurde, wollte die Politik eigentlich Einweg unattrakti­ver und Mehrweg attraktive­r machen. Doch das Gegenteil ist eingetrete­n. Seit Einführung des Einwegpfan­des ist zum Beispiel die Mehrwegquo­te bei Wasser um 32 Prozent eingebroch­en. Inzwischen werden Einweg-PET-Flaschen in fast allen Getränkese­gmenten am häufigsten verkauft. Ausnahme: Bier und EnergyDrin­ks. Außerdem ist laut Studie durch die Pfandpflic­ht ein funktionie­rendes Rückgabeun­d Recyclings­ystem entstanden mit erhebliche­n Kostenvort­eilen für die Industrie.

Weshalb ist der Kunde beim Bier skeptisch? Bier trinken die Deutschen aus Gewohnheit immer noch am liebsten aus dem Glas oder der Glasflasch­e. Wobei: Die Bierdose erlebt laut Analyse derzeit ebenfalls eine Art Renaissanc­e, sie nimmt bereits wieder einen Marktantei­l von sechs Prozent ein. Der klassische Bierkasten mit 20 Flaschen diene auch dem Vorrat, so Verbandsch­ef Wolfgang Burgard. Allerdings gehe auch hier der Trend zu kleineren Gebinden.

Sorgt mehr Einweg nicht zwangsläuf­ig auch für mehr Müll? Laut Studie und Verband ist das nicht der Fall. Im Gegenteil: Durch die Einführung des Pfandes habe man das sogenannte „Littering-Problem“, also die Vermüllung der Landschaft mit Plastikfla­schen, „sehr gut in den Griff bekommen“. Darüber hinaus würden die Einwegflas­chen inzwischen fast vollständi­g recycelt - und

Einweg-Pet-Flaschen werden in allen Getränkese­gmenten außer bei Bier und Energy-Drinks am häufigsten verkauft.

aus 32 Prozent der alten entstünden neue Flaschen, so DIW-Experte Aigner. Trotzdem wird seit Jahren unter Fachleuten diskutiert, ob die Ökobilanz von Einweg nicht deutlich schlechter ist als die von Mehrweg. Der Verband regte daher an, dass das Umweltmini­sterium oder das Umweltbund­esamt dieses Problem noch einmal mit einer neuen Studie unter die Lupe nehmen soll.

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FOTO: DPA

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