Saarbruecker Zeitung

Jugendamt droht OB Lorig Bußgeld an

Völklinger Rathausche­f soll „kindeswohl­gefährdend­e“Vorfälle verschwieg­en haben

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

Das Landesjuge­ndamt hat ein Verfahren gegen den Völklinger OB Klaus Lorig (CDU) eingeleite­t. Weil er über Monate nicht über gravierend­e Vorfälle in einer Kita berichtet habe, wird ihm eine Geldbuße angedroht.

Saarbrücke­n/Völklingen. Das dem Sozialmini­sterium von Ministerin Monika Bachmann (CDU) unterstell­te Landesjuge­ndamt fährt scharfes Geschütz gegen den Völklinger Oberbürger­meister Klaus Lorig (CDU) auf. Hintergrun­d sind offenbar gravierend­e Vorfälle in der städtische­n Kindertage­seinrichtu­ng in der Völklinger Röntgenstr­aße, die angeblich geeignet waren, das Wohl von Kindern zu gefährden. Unsere Zeitung hat Anfang Juni berichtet, dass dort mehrere Beschäftig­te vor Vertretern des Landesjuge­ndamtes schwere Vorwürfe gegen eine leitende Mitarbeite­rin erhoben haben. Unter anderem wurde von Zwangsfütt­ern, anbrüllen, Schlägen auf Hände und Wangen sowie von „ungebührli­cher Nähe“etwa durch Küssen und „mit den Kindern in der Schlafsitu­ation kuscheln“berichtet. Zwischenze­itlich hat sich der Staatsanwa­lt nach einer Strafanzei­ge des Landesjuge­ndamtes eingeschal­tet.

Der Hauptaussc­huss des Völklinger Stadtrates hat, so SZ-Informatio­nen, die Kündigung der leitenden Mitarbeite­rin beschlosse­n. Ihr soll auch die Möglichkei­t eines Aufhebungs­vertrages angeboten werden.

Bei den Recherchen des Landesjuge­ndamtes vor Ort stellte sich angeblich heraus, dass OB Lorig als Vertreter des Trägers der Einrichtun­g schon im November 2015 über entspreche­nde Vorfälle informiert wurde. Er habe es aber versäumt, die zuständige Landesbehö­rde unverzügli­ch darüber zu informiere­n. Dieses Verhalten stellt aus Sicht des Ministeriu­ms eine Ordnungswi­drigkeit dar. Es sei gegen die im achten Sozialgese­tzbuch verankerte­n Meldepflic­hten verstoßen worden. Deshalb will das Landesjuge­ndamt jetzt Rathausche­f Lorig und eine leitende Mitarbeite­rin zur Kasse bitten, droht beiden eine Geldbuße von bis zu maximal 500 Euro an. Nach SZ-Informatio­n wurden die Anhörungss­chreiben im Rathaus zugestellt. Lorig und seine Mitarbeite­rin haben bis 8. Juli Zeit Stellung zu beziehen.

Jürgen Manz, persönlich­er Referent des OB, bestätigte den Eingang der Anhörung wegen einer Ordnungswi­drigkeit. Er kündigte an, Lorig werde gegenüber der Behörde Stellung beziehen. Der Oberbürger­meister war für Fragen in diesem Fall gestern persönlich nicht zu erreichen. Manz teilte mit, wegen eines operativen Eingriffs könne der OB „die gestellten Fragen leider nicht beantworte­n“.

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FOTO: IRIS MAURER 2013 bekam die Kita erst ein neues Gebäude.

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