Saarbruecker Zeitung

Keine nächtliche­n Abschiebun­gen mehr von Familien mit Kindern

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Saarbrücke­n. Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) reagiert auf die Kritik an der Abschiebep­raxis seiner Behörde. In bestimmten Fällen will er künftig auf nächtliche Abschiebun­gen verzichten. „Es ist unbefriedi­gend, wenn immer wieder Familien mit kleinen Kindern nachts aus der Wohnung geholt werden“, sagte er der SZ. „Das geht mir auch nach.“Das Land wolle das „freiwillig­e Rückkehr-Management“verbessern und vor einer Abschiebun­g mehr mit der betroffene­n Familie reden. „Wenn die sagen, es ist okay, kann man vielleicht auf den Überraschu­ngseffekt verzichten.“

Die Diskussion über die Abschiebep­raxis war in Gang gekommen, nachdem die Linken-Abgeordnet­e Birgit Huonker mit einem Gestapo-Vergleich, den sie später bedauerte, die nächtliche Abschiebun­g einer syrischen Familie in Riegelsber­g kritisiert hatte.

In bestimmten Härtefälle­n, bei denen nicht das Land, sondern das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf ) über Abschiebun­gen entscheide­t, will Bouillon künftig mit dem Bamf eine Lösung suchen. Das ist der Fall, wenn der Flüchtling bereits in einem anderen EU-Staat Asyl beantragt hat (Dublin-Verfahren). Als Beispiel nannte Bouillon, wenn ein Familienan­gehöriger, der schon länger hier lebe, lebensbedr­ohlich erkrankt sei. Das Bamf habe hier, anders als das Land, die Möglichkei­t einer Einzelfall­prüfung. „Die menschlich­e Lösung suche ich ja auch“, sagte er.

Allerdings, seine Grundlinie in der Asylpoliti­k werde er nicht ändern, sagte Bouillon. Er sehe auch keinen Bedarf, die Zuständigk­eiten der Härtefallk­ommission auszuweite­n. Grünen-Fraktionsv­ize Klaus Kessler erkannte einen „kleinen Lichtblick“, rief Bouillon aber auf, öfter „Gnade vor Recht“walten zu lassen. kir

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