Saarbruecker Zeitung

„Kunst ist weder gut noch schlecht“

Regisseur Nicolas Winding Refn über seinen Film „The Neon Demon“

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Von der Härte der Model-Welt erzählt der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn („Drive“, „Only god forgives“) in seinem jüngsten Film „The Neon Demon“. Über den Film, der zwischen Horror und Glamour, Traum und Wirklichke­it changiert, hat dpa-Mitarbeite­rin Sabine Glaubitz mit Refn (45) gesprochen.

Ihr Film zeigt die düsteren Seiten der Modewelt. Neid, Eifersucht und Hass herrschen vor. Ist Schönheit für Sie so negativ besetzt? Refn: Nein, ich schaue gerne schöne Menschen an. Ich mag schöne Dinge. Schönheit ist aufregend, beängstige­nd und gefährlich. Aber nicht die Schönheit ist das Drama, sondern die Besessenhe­it von ihr.

Was ist Schönheit letztlich für Sie?

Schönheit ist ein Teil der Natur. Sie muss nicht oberflächl­ich sein. Doch unsere Gesellscha­ft war noch nie so besessen von Schönheit wie heute. Es gibt die körperlich­e Schönheit, aber auch die innere Schönheit. In unserer heutigen Welt scheint jedoch die körperlich­e Schönheit mehr zu zählen.

Nicolas Winding Refn

Sie drehen ohne Storyboard und setzen den Schwerpunk­t auf Bilder. Wollen Sie die Struktur des Films auflösen? Refn: Ich drehe das, was ich gerne sehen möchte. Der Film als Kunstform kann sich nur weiterentw­ickeln, wenn man seine Struktur herausford­ert. Meine Filme haben eine eigene DNA. Man muss in seiner Arbeit so weit wie möglich gehen, die Grenzen suchen, gleich ob im Film, in der Musik, der Malerei oder der Literatur. Ansonsten läuft man Gefahr, sich zu wiederhole­n – und das macht keinen Spaß.

Ihr Film wurde beim Filmfestiv­al in Cannes von den Kritikern sehr gespalten aufgenomme­n. Hat Sie das sehr überrascht? Refn: Ich mache Filme fürs Publikum und nicht für die Kritiker. Je mehr die Kunst spaltet, desto interessan­ter ist sie. Kunst ist jedoch weder gut noch schlecht. Meine Filme sind Experiment­e, emotionale Erfahrunge­n.

„The Neon Demon“läuft zurzeit im Saarbrücke­r Cinestar.

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FOTO: KOCH MEDIA Elle Fanning spielt die 16-jährige Waise Jesse, die nach Los Angeles kommt, um Model zu werden. Das erfordert Härte, zu der sie durchaus fähig ist.
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