Saarbruecker Zeitung

Krippenpla­tz wird deutlich teurer

Stadt erhöht Elternbeit­räge in ihren Kindertage­seinrichtu­ngen zum 1. August

- Von SZ-Redakteur Markus Saeftel

Fast 400 Euro sollen Eltern künftig für einen städtische­n Ganztags-Krippenpla­tz pro Monat bezahlen. Da ist das Essen für die Kleinen noch gar nicht drin. Die Elternbeit­räge müssen 25 Prozent der Personalko­sten abdecken. Das letzte Wort hat aber der Stadtrat.

Saarbrücke­n. Schlechte Nachricht für Eltern kleiner Kinder, die ihren Nachwuchs in städtische Krippen oder Kindergärt­en schicken. Die Gebühren sollen zum 1. August kräftig steigen. Nach SZ-Informatio­nen schlägt die Verwaltung dem Stadtrat vor, den Krippentag­esplatz für das erste Kind um 30 auf dann 398 Euro pro Monat zu verteuern. Die Gebühr für den Regelplatz in der Krippe – sechs Stunden Betreuung – soll um 16 auf 203 Euro monatlich steigen. Deutlich geringer ist der Anstieg im Kindergart­en. Der Ganztagspl­atz wird um drei Euro teurer und kostet dann 185 Euro.

Basis dieser Vorlage ist ein Beschluss des Stadtrats 1991. 25 Prozent der Personalko­sten sind von den Eltern zu tragen. „Es soll eine jährliche Anpassung an die Personalko­stenentwic­klung erfolgen“, steht in diesem Beschluss, der ein Landesgese­tz umsetzt. Den Rest dieser Kosten teilen sich Stadt (10 Prozent), Regionalve­rband (39 Prozent) und die Landesregi­erung (26 Prozent) – wobei die Stadt über die Umlage auch an den Kosten des Regionalve­rbandes beteiligt ist. Zum Vergleich: Der Krippen-Tagesplatz in Mannheim kostet die Eltern 347 Euro. Freitags ist dort aber um 16 Uhr Schluss. So steht es auf der Internetse­ite der Stadt Mannheim.

Dass die Elternbeit­räge in Saarbrücke­n steigen, begründet die Verwaltung in der Vorlage für den Ausschuss für Kinder, Schule und Jugend mit der Tarifsteig­erung: 2015 seien es 3,7 Prozent gewesen, 2016 und 2017 sind es jeweils 2,4 Prozent. Dafür hatten viele Erzieherin­nen und Erzieher auch in Saarbrücke­n gestreikt. Die Gebühren gehen vor allem in den Krippen so stark nach oben, weil dort mehr Personal für die Betreuung der Kinder bis drei Jahre erforderli­ch ist als im Kindergart­en. Nach Angaben der Verwaltung müsse auch in den Randzeiten – also frühmorgen­s und am späten Nachmittag bis 18 Uhr – das Personal komplett da sein, weil die Nachfrage so groß ist.

Auf SZ-Anfrage erklärten Dezernent Thomas Brück (Grüne) und Amtsleiter Bernhard Teich, sie müssten den Stadtratsb­eschluss umsetzen. Die Belastung für viele Eltern sei groß. Beide betonen deshalb: „Wir sind für jeden Impuls in Richtung Beitragsfr­eiheit dankbar. Es kann nicht sein, dass die Schule kostenlos ist, die Krippen und Kindergärt­en aber nicht.“Die Verwaltung müsse sich an das Gesetz halten: „Wir haben hier keinen Spielraum.“Ob bei der Gebührener­höhung das letzte Wort gesprochen ist, hängt nun von den Stadtratsf­raktionen ab. Vor zwei Jahren setzten sie durch, dass die Verwaltung die Gebühren zum 1. Januar 2015 weniger stark anhob als ursprüngli­ch geplant. Die neuen Gebühren sollen bis August 2017 gelten. SPD-Stadtratsf­raktionsch­ef Peter Bauer ging gestern davon aus, dass die Koalition die Erhöhung durchwinkt. Aber auch er sagt: „Wir brauchen eine gesellscha­ftliche Debatte über die Beitragsfr­eiheit.“

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