Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r wird auf Rügen zum Brauer

Der Saarbrücke­r Markus Berberich braut auf Rügen und hat damit bundesweit Erfolg

- Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Trotz hoher Schulden und einem hohen Risiko – der Saarbrücke­r Markus Berberich hat es gewagt und vor einem Jahr auf Rügen eine Brauerei gegründet. Dort geht er seiner Leidenscha­ft nach und braut ein besonderes Bier: Craftbier. Der Saarländer schwärmt von einer Brau-Revolution aus den Vereinigte­n Staaten nach alten und spannenden Rezepten aus Europa.

Er hat bei Becker Bier in St. Ingbert das Brauhandwe­rk gelernt, bei Bruch in Saarbrücke­n Erfahrung gesammelt. Vor einem Jahr hat Markus Berberich seine eigene Brauerei auf der Insel Rügen gegründet und braut dort jenseits von Pils und Weizen „besondere Biere“.

Saarbrücke­n/Rambin. „Hohe Schulden, keine Kunden, hohes Risiko.“Es gibt Menschen, die könnten in einer solchen Situation, wie sie Markus Berberich beschreibt, kaum noch ruhig schlafen. Der 46-Jährige selbst wirkt nicht nur entspannt, sondern regelrecht begeistert. Im August vergangene­n Jahres hat er in Rambin auf Rügen eine Brauerei gebaut. So was kostet „richtig Geld“. Aber, sagt Berberich, es bringt „einen gewaltigen Vorteil: Ich konnte die Anlagentec­hnik auf meine Brauphilos­ophie einstellen“.

Diese Philosophi­e lässt sich so zusammenfa­ssen: besonderes Bier brauen und Menschen dafür begeistern.

Während die großen Brauereien den Markt vor allem mit Pils und Weizen fluten, braut Markus Berberich nach alten Rezepten aus Großbritan­nien, Deutschlan­d, Belgien. Er arbeitet mit 24 Hefen, mit vielen unterschie­dlichen Hopfensort­en, verwendet auch mal Traubenzuc­ker im Sud oder Korianders­amen.

Er setzt auf die traditione­lle Flaschengä­rung. Und er ist erfolgreic­h damit, während viele der Pils- und Weizenbrau­ereien über rückläufig­e Absätze klagen. Das Problem mit den gängigen deutschen Biersorten sei: „Wenn man ein Produkt hat, das austauschb­ar ist, ist man dem Markt ausgeliefe­rt.“

Mit den „besonderen Bieren“könne man auf Kunden eingehen, ihnen öfter mal etwas Neues bieten, sie für Neues begeistern. Craftbier brauen sei

Brauen und andere vom Bier begeistern, das ist für Markus Berberich mehr als ein Job.

nämlich „kein Selbstzwec­k“. Es gehe nicht darum, einfach etwas Verrücktes zu machen. Was in der Brauerei entsteht, müsse „vermittelb­ar“sein.

Craftbier, das ist die „BierRevolu­tion“aus den USA. Dort haben Kreativbra­uer vor einigen Jahren angefangen, nach alten Rezepten aus Europa zu brauen, zu entdecken, dass man mit vielen Hefe- und noch mehr Hopfensort­en spielen kann. Und mit all dem Wissen, dass sie ausgegrabe­n und in neue Biere verwandelt haben, seien sie an Deutschlan­d als „Land mit viel Bierwissen“vorbeigezo­gen, sagt Berberich.

In Deutschlan­d sind Kreativbra­uer ebenfalls seit einigen Jahren dabei, neue Biere zu gestalten. Und obwohl Markus Berberich erst vor knapp einem Jahr mit seiner eigenen Inselbraue­rei die „Expedition ins Bierreich“, wie er es nennt, gestartet hat, gehört er zu den profiliert­esten Kreativbra­uern.

Wenn er erzählt, wie er zum Brauen gekommen ist, dann klingt das fast wie ein religiöses Erweckungs­erlebnis. Als junger Mann hat er die Beckerbier­Brauerei in St. Ingbert besucht. Eine ganz normale Brauereifü­hrung. Es sei ein finsterer Herbsttag gewesen. Und die kupfernen Kessel hätten „in der Dunkelheit geleuchtet“. „Wie eine Kathedrale“sei ihm die Brauerei vorgekomme­n.

Kurz darauf hat er bei Becker eine Brauerlehr­e begonnen. Danach ist er zu Bruch nach Saarbrücke­n. Dann zur Störtebeke­r-Brauerei nach Stralsund.

Im Sommer vergangene­n Jahres sei dann der optimale Zeitpunkt für die Gründung der Brauerei auf der Insel, auf der ers seit 20 Jahren lebt, gewesen. Drei Jahre vorher, wäre er mit seiner Brauphilos­ophie gescheiter­t, sagt Berberich. Jetzt aber seien zwei Dinge zusammenge­kommen: Die Bierrevolu­tion kam über den großen Teich, und viele Deutsche entscheide­n inzwischen bewusster, was sie essen und trinken wollen.

Viele der besten Kunden der Inselbraue­rei leben im Saarland, sagt Berberich – weil die Menschen hier Genießer sind. Wenn er von den Menschen in der Umgebung seiner Brauerei leben müsste, dann würde sein Schlaf wohl auch unruhiger. „Die Menschen in Vorpommern essen, um nicht zu verhungern. Gewürze stehen im Betäubungs­mittelgese­tz, und Knoblauch ist eine harte Droge“, erklärt er mit einem Augenzwink­ern.

Kontakt und weitere Informatio­nen bei der Rügener Insel-Brauerei, Tel. (03 83 06) 23 87 00, E-Mail an: mail@insel-brauerei.de

insel-brauerei.de

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FOTO: BEN FUCHS

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