Der mit den Füßen spricht
Eden Hazard soll Belgien morgen gegen Wales ins EM-Halbfinale führen
Belgien träumt vom großen Coup bei der EM. Im Viertelfinale gegen Wales in Lille hat die Mannschaft von Marc Wilmots so etwas wie ein Heimspiel. Vor allem der hochgelobte Eden Hazard hat eine besondere Beziehung zum Spielort.
Lille. Es wunderte viele, dass Marc Wilmots „diesem kleinen Mann“, wie Belgiens Nationaltrainer selbst sagt, die Kapitänsbinde anvertraut hat. Eden Hazard misst nur 1,73 Meter – und wächst bei der EM. Nicht über sich hinaus, denn das Talent des 25-Jährigen ist Fußball-Europa längst bekannt. Aber in Frankreich kommt Hazard groß raus. Jetzt soll der Star vom FC Chelsea die Roten Teufel gegen Wales morgen (21 Uhr/ZDF) ins Halbfinale führen. Ausgerechnet in Lille, wo seine Karriere begann.
„Ich weiß, dass er nicht so viel redet, aber er kann sich mit seinen Füßen ausdrücken“, sagte Wilmots über seinen Strategen. Er sei nicht erstaunt über Hazards Leistung, „denn ich kenne sein Potenzial“. Der offensive Mittelfeldspieler kuriert zwar gerade eine Oberschenkelzerrung aus und soll erst heute wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Wilmots ist jedoch davon überzeugt, dass Hazard „zu hundert Prozent einsatzfähig ist“.
Beim 4:0 im Achtelfinale gegen Ungarn trumpfte Hazard auf. „Ein Spiel wie ein fast perfektes Konzert. Der Dirigent: Eden Hazard. Zwei Tore bereitete er mustergültig vor, einen Treffer erzielte er selbst“, schrieb die Zeitung „Grenzecho“. Und „Le Soir“schwärmte: „Der Kapitän der Teufel war himmlisch.“
„Eden wollte unbedingt in Lille spielen, deshalb war er so gut“, kommentierte Wilmots dessen Auftritt. 2007 war der offensive Mittelfeldspieler zum OSC Lille gekommen, 2009 und 2010 bester Nachwuchsspieler der französischen Liga. 2011 gewann er mit seinem Club das Double. Ein Jahr später wechselte er für 40 Millionen Euro zum FC Chelsea in die Premier League.
„Das ist ein großes Glück, dort zu spielen“, sagte Hazard vor der Begegnung in Lille. „Ich kenne die Stadt, ich habe riesige Lust darauf. Es wird eine große Party mit vielen Fans.“Lille liegt nur 20 Kilometer von der belgischen Grenze entfernt, für Freitag wird ein Riesen-Ansturm aus dem Nachbarland erwartet.
Die Hoffnungen, Hazard möge bei einem Turnier explodieren, hatten die Belgier schon bei der WM 2014 in Brasilien: Doch damals schickte Gonzalo Higuaín Hazard und Co. mit seinem Tor für Argentinien im Viertelfinale nach Hause. Jetzt will das „Team der Hochbegabten“, wie die Profis genannt werden, endlich in ein Endspiel. Hazard könnte dabei der Schlüsselspieler sein. „Man muss ihn dazu zwingen, dass er noch mehr Zug zum Tor hat“, erzählt sein Trainer. Der Druck bekommt ihm offenbar gut. dpa