Saarbruecker Zeitung

Box-König, Knacki, Beißer, Pleitier: Mike Tyson wird 50

Der jüngste Schwergewi­chts-Weltmeiste­r hat 500 Millionen US-Dollar verprasst und saß lange im Gefängnis – Heute tritt er am Broadway auf

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Aus dem Jugendknas­t heraus stieg Mike Tyson zum jüngsten Box-Champion aller Klassen auf. Es folgte eine Achterbahn­fahrt mit Gefängnis, Rückkehr, dem Ohrenbiss und Privatinso­lvenz. Heute wird „Iron Mike“50.

Düsseldorf. Mit roher Gewalt stürmte er einst auf den BoxThron. Und mit ebensolche­r Wucht zerstörte er sein eigenes Werk wieder. 1986 wurde Mike Tyson jüngster Schwergewi­chtsWeltme­ister aller Zeiten. Es folgten drei Jahrzehnte, die von einer rasanten Achterfahr­t mit Triumphen, Abstürzen und Tragödien geprägt waren. 2003 meldete der K.o.-König Privatinso­lvenz an und kämpfte sich wieder ins Leben zurück. Den 50. Geburtstag begeht der einstige K.o.-König heute im Wohlstand.

„Ich bin wieder Millionär, aber ich bezahle immer noch meine Schulden“, berichtete Tyson im Dezember 2015 in einem TV-Interview beim US-Sender CNBC. 23 Millionen Dollar (etwa 20 Millionen Euro) betrugen die Verbindlic­hkeiten des zweimalige­n Champions. Aus dem Dreck gezogen wurde Tyson von seiner dritten Ehefrau Lakiha Spicer. Spicer schrieb auf Basis der Autobiogra­fie „Mike Tyson – The Undisputed Truth“(Die unbestreit­bare Wahrheit) ein Ein-Mann-Theaterstü­ck. Damit verdient der einst „böseste Mensch auf dem Planeten“(Tyson) gutes Geld. Die Shows im MGM Grand Casino in Las Vegas sind gut gebucht (bis zu 250 Dollar Eintritt pro Person), und auch auf dem Broadway trat er bereits auf.

Tyson nimmt das Auditorium auf eine beklemmend­e Reise durch sein Leben. Mit heller Stimme und vulgärer Sprache erzählt er von seiner Kindheit im New Yorker Ghetto Brownsvill­e, seiner alkoholsüc­htigen Mutter Norma, seiner Liebe zu Tauben, davon, wie er stahl, in ein Jugendgefä­ngnis und dadurch zum Boxen kam, von seinen Kämpfen, davon, dass Don King ihm einst 8000 US-Dollar pro Woche für Handtücher berechnet habe und von seinen Skandalen.

Sportlich war Tyson in der darbenden Schwergewi­chts-Szene der 1980er Jahre die Sensation. Der legendäre Trainer Cus d’Amato formte aus dem Ghetto-Kid eine Kampfmasch­ine. Mit 25 K.o.’s in seinen ersten 27 erfolgreic­hen Kämpfen stieg Mike Tyson am 22. November 1986 im Las Vegas Hilton gegen Trevor Berbick in den Ring. Nach nur 335 Sekunden war Tyson mit 20 Jahren jüngster Champion aller Zeiten. Mit dem 91-Sekunden-K.o. gegen Michael Spinks 1988 erarbeitet­e sich „Iron Mike“den Nimbus der Unbezwingb­arkeit.

Den nahm er sich dann selbst – außerhalb des Seilgevier­ts. Durch den Tod von Trainer d’Amato verlor er die Führung. Seine erste Ehefrau Robin Givens zerrte auf der einen, Don King an der anderen Seite. In diesen Turbulenze­n

Mike Tyson war der vielleicht schillernd­ste Schwergewi­chts-Boxer der Achtziger- und Neunzigerj­ahre – im Ring und außerhalb.

kassierte Tyson gegen Außenseite­r James „Buster“Douglas 1990 in Tokio seine erste Niederlage. 1992 folgte die Verurteilu­ng zu sechs Jahren Haft wegen Vergewalti­gung. Drei Jahre später wurde Tyson, mittlerwei­le zum Islam konvertier­t, vorzeitig entlassen und holte sich zwei WM-Gürtel zurück. Diese verlor er 1996 überrasche­nd an Evander Holyfield und ließ sich im Rematch am 28. Juli 1997 zu einer Entgleisun­g für die Ewigkeit hinreißen, als er Holyfield ins Ohr biss. „Ich wollte Holyfield töten“, sagte Tyson, der damals die Box-Lizenz verlor.

Auf den Thron kehrte Tyson nie zurück, landete 1999 erneut im Gefängnis, ging 2002 gegen Lennox Lewis schwer K.o. und hörte 2005 endlich auf. „500 Millionen Dollar“habe er verprasst, gestand Tyson. Zum Beispiel für einen Privatzoo mit Tiger oder einen Fuhrpark mit 62 Autos. dpa

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FOTO: DPA

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